5 wichtige Trends für Businesssoftware und Anwendungsentwicklung

04.01.2008

Welche technologische Trends werden sich die nächsten Monate weiter verstärken? Wo liegen Chancen für interessante Unternehmenssoftware? Wo gibt es Neuerungen?

Ich prognostiziere für 2008 zwar keine Wunder für Unternehmenssoftware, dafür aber die konsequente Weiterentwicklung bereits existierender Trends. Fünf Trends, die mir für die nächsten 12 Monate wichtig erscheinen.

1. Location Based Services (LBS)

Trend mobiles Internet und Location Based ServicesGrösste Neuerung im Mobile Web 2.0 sind ortsabhängige Dienste welche hauptsächlich mit modernen Handys, aber auch immer mehr in Navigationsgeräten oder Bordcomputer genutzt werden. Marketing– und Serviceanbieter ermöglichen völlig neue Anwendungen, wenn bekannt ist wo sich der Nutzer aktuell aufhält. Mobile Werbung als Mehrwert, Not- und Hilfsdienste, personalisiertes Shopping, mobile Netzwerke, Routenführung -und Planung. Solche Dienste werden sich -wie in USA und Teile Asiens- auch in Europa weiter verbreiten.

Bisher standen für eine massenhafte Verbreitung noch zu viele technische Hindernisse und fehlende Standards im Weg. Immerhin zeigt uns das iPhone neue Wege der Bedienbarkeit (Usability) auf und gehört dennoch zu den 90% mobiler Geräte die noch keinen GPS-Chip eingebaut haben. Die Branche schätzt, dass erst im Jahr 2010 ca. 60% aller Handys via GPS ortbar sind.
Google möchte solange nicht warten und zeigt mit My Location neue Wege der Lokalisierung, auch ohne GPS und kostenpflichtigen Zellortung.

Google ist es auch, die laut Googlewatchblog mit Android ein offenes Betriebssystem für Handys entwickeln und somit die Entwicklung für die bisher stark fragmentierten Betriebssysteme vereinfachen wollen. Bereits im Februar werden auf dem Mobile World Congress in Barcelona erste Ergebnisse präsentiert.

Der Trend für LBS bleibt nicht nur den Internetanbieter vorbehalten. Mobilfunkkonzerne wie Nokia und Navigationsriesen wie TomTom mutieren durch Zukäufe und eigenen Entwicklungen immer mehr zum Komplettanbieter ortsgebundener Services.

Auch wir spüren als Anwendungsentwickler die verstärkte Nachfrage nach der kompletten Unternehmensintegration von LBS-Diensten. Dies bestätigt auch die jüngste Umfrage zur Nutzung des mobilen Internets.

2. Rich Internet Applications (RIA)

RIA´s werden auch als die nächste Generation der Browseranwendungen bezeichnet. Für die Benutzer lässt sich die Unternehmenssoftware mit mehr Komfort und höherer Geschwindigkeit bedienen. Hauptverantwortlich hiefür sind die verbesserten Browser, welche der asynchronen Technologie wie z.B. Ajax zum Durchbruch verhalfen. Aus den inzwischen zahlreichen offenen RIA-Frameworks kristallisieren sich aktuell OpenLaszlo und Ext JS als das Maß der Dinge heraus. Auch Firmen wie Adobe mit ihrer AIR platform oder Microsoft mit ihrer Windows Presentation Foundation versuchen den Trend für mehr Funktionalität in der Oberfläche weiter anzuheizen. Die Nachfrage nach „Reichen Internetanwendungen“ wird zunehmen. Dafür sorgt auch die weitere Professionalisierung von Software as a Service (SaaS) , Web Office und Web 2.0-Diensten die alle -mehr oder weniger- auf Technologien für RIA´s beruhen.

3. Identity Management für SOA

Der Trend Identity Management und SOA wachsen zusammen2007 war auch das Jahr des Identity Managements. Ein ganze Teildisziplin der IT-Security hat sich als eigenständige Branche etabliert. Meist geht es bei den Lösungen um die Konsolidierung vieler Benutzerverwaltungen und um die Organisation zugehöriger IT-Prozesse. Jeder Softwarekonzern hat sein eigenes Lösungsportfolio durch IAM-Produkte ergänzt. Wie kein anderes IT-Thema spielen Sicherheit und Identitäten überall eine wichtige Rolle und so werden die zahlreichen Verästelungen des IAM-Marktes weiter verstärkt. Wachsende Verästelungen eines Marktes, Übernahmen und zahlreiche Lösungen sind Anzeichen einer sich festigenden Branche. Genug Aufklärungsarbeit für die bloggende Analystengruppe Kuppinger Cole, welche -dem Trend folgend- selbst stark expandieren.
Wir selbst glauben, dass sich der vernachlässigte Teilbereich Identity Management für Softwarearchitekturen weiter entwickeln wird. Erst wenn serviceorientierte Dienste sicher und nachvollziehbar genutzt werden können, entstehen die gewünschten Mehrwerte für IT und Fachbereiche. Der Trend wird somit nicht nur durch Compliance– und Sicherheit bestimmt, sondern vielmehr durch die Chance auf einen Wettbewerbsvorteil angetrieben. Etwa durch einen direkteren Kundendialog, wenn man dessen Identität besser kennt und verwaltet.

4. Personalisierung für Werbung

Kaum ein Web 2.0 Dienst kommt ohne Login und Profil aus. iGoogle setzte 2007 den Trend zur Personalisierung von Inhalten genauso konsequent fort, wie Yahoo, XING und andere Communities. Dass sich durch Personalisierung die tägliche Informationsflut in Unternehmen eindämmen lässt und Daten zielgerichteter als jemals zuvor verteilen lässt, wird erst langsam erkannt.
Verstärkt wird der Trend zur Personaliserung von Wissen, Daten und Informationen durch oben genannten Trend der ortsgebundenen mobilen Dienste. So lassen sich nicht nur Position, Rolle im Unternehmen, Vorlieben, Gewohnheiten und Verhalten zur Personalisierung nutzen, sondern auch der aktuelle und vergangene Ort. Da Personalisierung immer auch im Zusammenhang mit Privatsphäre, Überwachung und Datenschutz betrachtet werden muss, wird sich der Trend zunächst wohl stärker in Unternehmenssoftware flächendeckend durchsetzen. Dort ist auch der größte Nutzen für Vertrieb, Marketing und Service zu erwarten.

5. Software as a Service for Marketing (SaaS 4M)

Softwaredienste und SaaS für das MarketingDie Bedeutung des Marketings für Mittelständler und Konzerne wächst weiter. Speziell auf deren Bedürfnisse zugeschnittene Softwaredienste sprossen vergangenes Jahr wie Pilze aus dem Boden. Einmal sind es Virtuelle Welten, Blogs, Communities oder Kampagnen welche schnell und sicher umgesetzt werden müssen, das andere Mal muss das CRM neu strukturiert werden. Firmen wie Salesforce und doubleSlash bieten für solche Zwecke spezielle Software (Anwendungen und WebServices) an, welche nicht zwingend auf den eigenen Rechnern betrieben werden muss. Vielmehr wird die Unternehmenssoftware als Dienst gemietet oder gekauft und die Marketingabteilung erhält einen Login und eine URL. Hört sich einfach an. Ist es auch. Alleine schon desshalb wird sich SaaS speziell für Marketingabteilungen fortsetzen und deutlich verstärken.

Welche weiteren Trends sehen Sie im Umfeld von Enterprise 2.0/Unternehmenssoftware? Vielleicht Semantic Web oder virtuelle Welten?

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2 Kommentare zu “5 wichtige Trends für Businesssoftware und Anwendungsentwicklung

  1. liest sich gut, so als ob der Kunde nur noch den Bestellknopf drücken müsste.
    Vermutlich ist es aber selbst bei SaaS nicht ganz so einfach, da SaaS wohl das extremste „Software von der Stange-Prinzip“ darstellt.
    Für einfache Anwendungen wie ein bischen CRM oder ein bischen Newsletter versenden – super. Dadurch muss und wird sich keine Company differenzieren wollen.

    Nicht triviale Geschäftsprozesse und Kernprozesse werden sich (hoffentlich) niemals als SaaS oder out of the box Lösungen richtig gut zu 100% abbilden lassen. Sind es nicht gerade diese Kernprozesse in denen immer mehr Firmen eine deutliche Differenzierung vom Mitbewerber anstreben?

  2. Es ist immer wieder schön zu erkennen, daß sich dieses neue Angebot für die Übernahme von wichtigen Geschäftsprozessen in Zukunft weiter etablieren wird.

    Oftmals kann ein Dienstleister seinem ureigensten Geschäft nicht mehr die volle Aufmerksamkeit widmen, sondern muß Zusatzdienste generieren, die seine Aktivitäten erst durchführbar und marktbeständig machen.

    Die Ware wird durch SOA, SaaS und S+S wieder in den Mittelpunkt gerückt und nicht z.B. das Budget einer Firma, um im Internet erfolgreich eBusiness zu betreiben.

    Aus diesem Grund hat sich Xavannah dataprocessed engineering (www.xavannah.de) mit dem kompletten Dienstleistungsangebot eCommerce oder eBusiness als Software-as-a-Service (SaaS) sowie Software-plus-Service (S+S) beschäftigt und bietet allen Dienstleistern eine entsprechend modulare Lösung an.

    Software-plus-Service deshalb, weil nicht nur unterschiedlichste Mietsoftware in diesem Bereich als modulares Angebot zur Verfügung steht, sondern auch individuell elektronische Prozesse abgebildet werden können, um verteilte IT-Architekturen durch SOA zu verbinden.

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