Beispielanwendungen für mobile Internetdienste im Fahrzeug

29.05.2008

Wird vom mobilen Web gesprochen haben die Meisten internetfähige Handys und PDAs im Kopf. Doch mobiles Web bedeutet mehr. Vor allem mehr Devices, mehr Displays, mehr Mobilität und vor allem mehr Services. Beispielsweise im Automobil.

doubleSlash-Website im Auto
26 Monate verbringt der Durchschnittsdeutsche in seinem Leben im fahrenden Auto. Ca. 6 Monate zusätzlich im Stau. Genügend Zeit also, die man nutzen kann um ein paar Aufgaben zu erledigen oder sich von neuen mobilen Diensten unterhalten zu lassen. Doch nicht jede Idee der Autobauer scheint für den Fahrer nützlich zu sein. Auf einige Services warte ich schon seit Jahren, auf andere kann ich gerne verzichten.

Unten mein persönliches Ranking mit Legende:
1 Stern = taugt nix und braucht kein Mensch
2 Sterne = nettes Feature muss ich aber nicht haben
3 Sterne = beim nächsten Auto muss es rein
4 Sterne = muss sofort in jedes Auto rein

10 mobile Fahrzeugdienste bewertet

1. Aktuelle Tankstellenpreise3 Sterne
Auf meinem Bordcomputer werden aktuelle Preise der nächsten Tankstellen angezeigt. Somit kann ich abhängig von meiner aktuellen Fahrzeugposition (GPS) die günstigste Tanke anfahren und echtes Geld sparen. Für die übertragene Datenmenge ins fahrende Fahrzeug braucht es kein breitbandiges mobile Netz. Eine einfache Verbindung mit GPRS reicht aus. Beispiel ist diese POI-Software welche in Kombination mit clever-tanken.de einige Navigeräte schon jetzt mit einem solchen Dienst ausstattet.

2. Personalisiertes Wunschradio4 Sterne
Der Fahrer konfiguriert sich seine akustischen Wunschsender und Themenbereiche individuell über ein Online-Portal. Im Urlaub lieb gewonnene Webradiosender aus der ganzen Welt können als Livestream über schnelle Mobilnetze empfangen werden. Radio aus dem Internet ist eine typische Anwendung, bei der flächendeckende Breitbandnetze unbedingt verfügbar sein müssen. Ansonsten bleibt nur der stationäre Download um die Inhalte vom USB-Stick oder CD abzuspielen. BMW ist hier mit dem personalised Radio schon sehr weit.

3. Diebstahlmelder2 Sterne
Springt die Alarmanlage an oder wurde das Auto ganz gestohlen meldet das Auto dank verbauter GPS- und Mobilfunktechnik die Position automatisch an ein Service-Center. Werden von der Zentrale keine weiteren Aktionen durchgeführt ist hierfür eine langsame aber flächendeckende Anbindung ausreichend. Spannend und vermutlich teuer wird es wenn das GPS-Signal permanent über ausländische Mobilfunknetze empfangen wird. Ab und an soll ein Fahrzeug ja ins Ausland verschwinden – hab ich gelesen.

4. Notfallmelder3 Sterne
Ähnliche geringe Ansprüche an die Mobilfunknetze hat ein Dienst der im Falle eines Unfalls automatisch die Rettungsdienste verständigt. Es werden mit dem Notfallmelder zwar nicht viele, dafür aber wichtig Daten übertragen. So wissen Retter frühzeitiger, wo sich der Unfall ereignet hat und welches Fahrzeug darin verwickelt wurde. Bei diesem Dienst liegt die Herausforderung eher in der Bordsensorik als im Datennetz. Denn verschiedene Signalgeber melden den entstandenen Schaden und berechnen daraus wie schwer die Insassen verletzt sein könnten. Damit kann sich der Arzt schon vor Eintreffen am Einsatzort ein Bild machen und ggf. lebensrettende Zeit einsparen.
Geht es nach den jüngsten EU-Plänen können ab 2010 solche e-Call Notrufsysteme eh zur Pflichtausstattung gehören.

5. Mobiles Internet und Büro4 Sterne
Die Displays werden immer besser, die Mobilfunknetze immer schneller. Zumindest das EDGE-Netz ist flächendeckend verfügbar und bietet genügend Bandbreite um über den mobilen Internetzugang jederzeit seine EMails abzurufen. Lesen im Fahrzeug ja, aber Emails schreiben oder einfach nur eine URL in den Browser eintippen machen mit momentanen Eingabemöglichkeiten große Mühe. Neben der ausrollbaren Tastatur bringt wohl erst eine funktionierende Sprachsteuerung vollends den Durchbruch. Doch wie lässt sich der Browser mit Sprache steuern? Audi versucht den Weg über die Integration von Smartphones über die MMI (Multimedia Interface).

6. Bessere Navigation, Stau- und Radarmelder3 Sterne
Die neuste Generation von Navigationsgeräten verbessert die Routenplanung durch aktuellere Stau- und Radarmeldungen. Etwa in Abhängigkeit der Jahres- bzw. Urlaubszeit oder des vorhergesagten Wetters.
Quasi On-Board kann jeder Fahrer per Knopf-Druck ein entdecktes Blitzgerät melden. Der Standort des entdeckten Blitzers wird automatische ermittelt und kann vom Fahrer durch zusätzliche Informationen ergänzt werden. Z.B. „Stau hinter einer Kurve“ oder „Blitzgerät hinter Mülltonne„. Andere Verkehrsteilnehmer werden in Abhängigkeit ihrer Position sofort über diese Ereignsise informiert. Trotz rechtlicher Grauzone (in Deutschland verboten, z.B. in Holland erlaubt) ist das ein sehr interessanter Dienst. Ein Hauch von Navigation 2.0.

7. Parkplatzfinder4 Sterne
Wäre es nicht schön, wenn das Auto mit mitteilen würde wo welcher Parkplatz in der Stadt gerade frei ist und was das Parken in der Tiefgarage aktuell kostet? Oder wo es behindertengerechte Parkplätze gibt? Die Herausforderung liegt wohl weniger in der Fahrzeug- und Übertragungstechnik, als vielmehr in der Infrastruktur der Parkplätze. Wie soll denn automatisch festgestellt werden ob ein Parkplatz gerade frei wird? Bisherige Dienste beruhen auf den Input von Benutzern. Doch wie aktuell kann dieser sein?

8. Remote Steuerung3 Sterne
Mit dem mobilen Device lässt sich auf dem Nachhauseweg die Heizung einschalten, das Badewasser einlassen und im Auto auch die Sitzheizung einschalten. Audi macht es -allerdings mit einem separaten Device- schon vor. Besser wäre natürlich mit dem eigenen Handy. Eine SMS über das GSM-Netz würde genügen. Diesen Dienst würde ich sehr gerne ausprobieren.

9. Autowiederfinder4 Sterne
Wäre es nicht schön, wenn man endlich sein geparktes Auto einfach mit dem Handy ‚lokalisieren‘ könnte und somit die nervige Suche entfallen könnte?. Vor allem auf riesigen Messeparkplätzen wäre ich dankbarer Nutzer eines solchen Dienstes gewesen. Das Auto funkt einfach seine aktuellen GEO-Koordinaten auf das Handy oder ich kann mich mit dem Handy gleich direkt in das Fahrzeug einwählen. Das Fahrzeug ist wie jeder Firmenrechner via IP-Adresse (gemappt mit dem Nummernschild) erreichbar.

10. Werkstattoptimierer
Wenn Service- und Wartung fällig werden kann dies vom Auto aktiv an die Werkstatt gemeldet werden oder aber im Gegenzug kann die Werkstatt eine Ferndiagnose vornehmen, den Fehlerspeicher auslesen und evtl. sogar neue Software in das Fahrzeug einspielen. Ob dies dem Fahrzeugbesitzer große Vorteile bringt ist fragwürdig. In jedem Fall wären hierfür die schnellsten Datennetze notwendig.

BMW hat die Nase vorn

Als einer der ersten Autofabrikanten sieht BMW das Internet als festen Bestandteil der Kommunikationstechnik im Auto. Unter dem Oberbegriff ConnectedDrive vereint BMW individuelle Online-, Assistenz- und Service-Systeme im Fahrzeug.
Einige der oben erwähnten Anwendungen sind bereits verfügbar oder werden mit dem Funkstandard EDGE bereits angeboten. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch schnellere Netze (UMTS/HSDPA) dafür genutzt werden können. Wie es um den Ausbau bestellt ist, lässt sich über den doubleSlash-Dienst SpeedTrack einsehen.

[youtube yUb4qxio4t0]
Das Produktmanagement von BMW zeigt Funktionen von ConnectedDrive auf dem Genfer Autosalon 2008.

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3 Kommentare zu “Beispielanwendungen für mobile Internetdienste im Fahrzeug

  1. Autofinder ist auch gut bei ausschweifenden Firmenfeiern in fremden Städten :-).

    Der Werkstattoptimierer ist doch bei BMW schon seit längerer Zeit Realität!? Ich dachte die Wagen melden schon einzelne Servicefälligkeiten. Ist die Werkstatt nicht sogar bei BMW Online hinterlegt?

    Generell bin ich der Meinung, das Auto braucht eine gute Internetanbindung (die ja zumindest bei BMW Dank integrierter SIM kein Problem sein sollte), definierte Schnittstellen und den Rest erledigt die Community. Services wie Benzinpreisoptimierer, Radarwarner oder vollautomatische Staumelder auf Basis von Bewegungsdaten würden dann ganz von selbst entstehen und ein wichtiges Kaufargument für eine Automarke darstellen. In my humble opinion.

    Ich persönliche vermisse in meinem Auto regelmäßig einen WLAN Hotspot. Es ist ja eher suboptimal, wenn da trotz Außenantenne jeder mit seinem Laptop oder Telefon eine eigene (vom Auto abgeschirmte) Verbindung aufbauen muss. Oder alternativ statt WLAN auch Bluetooth, daß haben die Autos doch heute sowieso drin…

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