Fußball und Projektmanagement

10.03.2010

Am letzten Mittwoch war eines der letzten vier Spiele der deutschen Fußballnationalmannschaft vor der WM 2010 in Südafrika. Die Vorbereitungen auf das Projekt „WM-Titelgewinn 2010“ sind in vollem Gange.

Projekt „WM-Titelgewinn 2010“? Die oft getätigte Aussage, dass Projekte immer mehr an Bedeutung gewinnen, zeigt sich hier ganz deutlich: Es hat mittlerweile eine nationale Bedeutung!

Wobei das Projekt „WM-Titelgewinn 2010“ ein besonderes Projekt ist. Die Ressourcen-Planung steht immer noch nicht fest, es gibt allerdings schon eine nähere Auswahl des Projektteams aus den verschiedenen Abteilungen. Eine Art Assessment Center soll die geeigneten Kandidaten auswählen, Projektleiter Jogi Löw will erst Anfang Mai sein endgültiges Projektteam vorstellen.

Eine weitere Besonderheit sind die Stakeholder, denn: es wimmelt in Deutschland nur so von Experten, die alle einen Informationsbedarf haben und in einer Vielzahl von Expertenrunden Ihre unterschiedlichen Standpunkte erörtern. Es bleibt außerdem mit Spannung zu erwarten, in welcher Form der Project Owner Theo Zwanziger informiert wird. Gut möglich, dass der Projektleiter nach den jüngsten unterschiedlichen Meinung bei der Erstellung der RACI-Matrix sich in seiner Kommunikation auf das Erstellen von verpflichtenden Projektreports beschränkt und unter Umständen vorerst den persönlichen Dialog meidet. Kompliziert wurde es, da anscheinend der Co-Projektleiter Oliver Bierhoff gerne neben neuen Gehaltsvorstellungen einen größeren Einfluss auf mögliche Folgeprojekte hätte.

Bei dem Projekt „WM-Titelgewinn 2010“ fällt außerdem auf: Keiner der Stakeholder würde sich freuen, wenn das Projekt seinen letzten Meilenstein, den Projektabschluss, früher als geplant erreicht. Verrückterweise ist es sogar so, dass je früher das Projekt beendet wird, desto größer der Unmut! Welcher Projektleiter würde nicht gerne einmal mit solchen Anforderungen an einen Projektzeitplan arbeiten?

Das Projektbudget beläuft sich auf 22,1 Mio. Euro. Zur Motivationssteigerung sind die Boni für die Projektmitarbeiter an den Gesamterfolg gekoppelt und nicht an die individuelle Leistung. Es heißt, dass so manch einer aus der Abteilung „Sturm“ sich über diese Tatsache freut.

Ein Vergleich zwischen dem Projektmanagement und Fußball zeigt neben Gemeinsamkeiten auch Unterschiede. Wenn man also das Projektmanagement als Fußballspiel sieht, welche Rolle übernimmt dann das Projektreporting? Diese Frage habe ich auch in XING – Mitgliedern gestellt, unter anderem wurden folgende, interessante Antworten gegeben:

„Die Anzeigetafel. Da ist alles enthalten, was auch im Projektreport steht: Projektfortschritte = aktueller Torstand mit den Schützen. Chancen/Risiken/Hemmnisse = Fouls, Ecken, gelbe/rote Karten. Auf der Anzeigetafel fehlt lediglich der Punkt „geplante nächste Projektschritte“… Wäre aber eine gute Idee. Dann müssten die Trainer nicht so laut schreien :-)“

„Da das Reporting „objektiv“ und „neutral“ sein soll, kann es auch beim Fußball keiner sein, der selbst integriert ist. Also evtl. ein eigens dafür abgestellter Zuschauer – kein Fan von einer der beiden Mannschaften – oder bestenfalls ein Fußballexperte – nicht zu verwechseln mit einem Fußballreporter :-)“

„Der Linienrichter, weil der zwar Linienüberschreitung anzeigt, aber selbst nichts machen kann, außer die Fahne hochhalten. Wenn der Schiri nicht hinguckt, kriegt er einen langen Arm und die Zuschauer rollen sich vor Lachen.“

„Der Notizzettel des Co-Trainers“

„Der nackte Mann der über´s Spielfeld rennt…“

Mein persönlicher Favorit war: „Der Live-Ticker“, denn: In Echtzeit erhalten alle Stakeholder einen Überblick über den aktuellen Stand, dazu stehen in jedem guten Live-Ticker zusätzliche Informationen und Statistiken zur Verfügung. Daher Prüfen wir aktuell, ob wir unsere Lösung Project Monitor im Rahmen der Weltmeisterschaft 2010 dem DFB zur Verfügung stellen sollen. Ob der DFB darauf zurückkommt ist allerdings fraglich, technische Änderungen haben es im Fußball schwer, es sei auf das Projekt „Torkamera“ verwiesen.

Weitere Beiträge zum Thema Projektmanagement und -reporting:

Rollen, Verantwortung,Inforamtionsfluss – Der Schlüssel zum Erfolg

Multiprojektmanagement nach Zeit, Ziel, Qualität, Budget und Ressourcen

Multiprojektreporting-wie wir eine fehelnde Akzeptanz des Reportings vermeiden?

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2 Kommentare zu “Fußball und Projektmanagement

  1. Hallo Berliner Weise,

    das Training ist beim Fußball wie auch beim Projektmanagement nicht zu unterschätzen. Da es beim Projektmanagement wie auch im Team von Jogi Löw Spezialisten dafür gibt, hatte ich micht nicht mit dem Thema auseinander gesetzt. Aber eine Aussage über die Kommunikationsqualität wäre wirklich sehr interessant.

  2. Sehr geehrter Herr Meyer,
    Sie schreiben einen tollen Artikel und lassen dabei das Training außer acht. Im gesamten Projektmanagement gibt es bis dato kaum qualifizierte Kennzahlen welche Güte und Trainingszustand meiner Projektmitglieder qualifizieren. Neben der Güte wäre mir für das Reporting ein Aussage über Kommunikationsqualität zwischen den Mitgliedern hilfreich. Also, wie gut ist das erfolgskritische kommunikative Zahnrad geschmiert?
    Im Fußball wäre dies der viel zitierte Teamgeist als Gegenentwurf zum millionenschwer zusammengekauften Starensemble alla Chelsea.

    Beste Wünsche an den See.

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