Nomophobie – Chancen für neue Dimensionen der Produktvermarktung

10.07.2014

Handysucht_blogWussten Sie schon, dass Nomophobie und „Mobile and Internet Dependency Syndrome“ (MAIDS) erwiesenermaßen zwar oftmals zu Eifersucht in Beziehungen, aber gleichzeitig auch zu mehr digitaler Nutzeraufmerksamkeit für Unternehmen führt?
Aktuelle Studien und Umfragen zeigen, dass jeder vierte Deutsche eifersüchtig auf das Smartphone des Partners ist. Immerhin verbringt man durchschnittlich bis zu drei Stunden am Tag am Handy – und das ist sogar deutlich mehr, als mit einem möglichen „Nebenbuhler“.

 Nomophobie und die Angst der Nichterreichbarkeit

Aber was sind eigentlich „No-Mobile-Phone-Phobia“ (wie Nomophobie offiziell bezeichnet wird) und MAIDS (Mobile And Internet Dependency Syndrome)? Sie beschreiben die Angst, nicht erreichbar zu sein, dabei etwas zu verpassen – auch unter Internet- und Handysucht bekannt. Ein typisches Anzeichen für eine Sucht sind Beklemmung, Hilflosigkeit und Stressempfinden bei ausgeschaltetem oder nicht verfügbarem Handy. Auch das Gefühl der „Nacktheit“, wenn das Smartphone nicht zur Hand ist, kann ein Hinweis für Nomophobie sein. Es entsteht ein ständiges Bedürfnis, das Smartphone bzw. Handy bei sich zu haben und es immer wieder auf Neuigkeiten zu prüfen. Das führt schließlich zu einer Handy- bzw. Internet-Abhängigkeit.

 Neue Aufmerksamkeitsspielräume für Unternehmen

Schwächen und Bedürfnisse beim Verbraucher bergen aber immer auch Chancen für Marketing und Vertrieb. Denn für Produktanbieter und Dienstleister mit Onlinefokus ergeben sich so ganz neue Aufmerksamkeitsspielräume, in denen sie mit potentiellen Kunden in Kontakt treten können. Darauf kommt es an, wenn Unternehmen die digitale Aufmerksamkeit ihrer Kunden und Interessenten – von denen sich im Schnitt sechs von zehn Deutsche als nomophob einschätzen – gewinnen wollen:

  • Für jeden Dritten ist das Smartphone die erste Anlaufstelle am Morgen und die letzte vor dem Zubettgehen. Vor allem abends, zum Beispiel begleitend zum Fernsehen, ist die Aufmerksamkeit vieler Nutzer am höchsten.
    Es lohnt sich also, die eigene Vermarktungsstrategie zu überdenken und den Kunden auch zu vermeintlich ungewöhnlichen Zeitpunkten anzusprechen, z.B. durch eine Pushnachricht vor dem Schlafengehen mit einer Produktvorschau, die Lust macht, am nächsten Tag im Onlineshop vorbeizuschauen.
  • Während einer von zehn Nutzern nicht weiß, wo der Ausknopf des Handys ist, würden sieben von zehn Nutzern lieber auf Alkohol als auf ihr Smartphone verzichten.
    Unternehmen müssen sich also in der Alltagswelt des Nutzers als unverzichtbar einbringen, so wie es auch sein Smartphone ist. Das exklusive Gefühl, dass er nur mobil und hier auf seinem Gerät die neusten Infos (z.B. E-Books, Download, Produktinformationen, Tests) abrufen kann, wird ihn neugierig machen.
  • Das Handy wird durchschnittlich alle 6,5 Minuten auf Neuigkeiten und Nachrichten überprüft. Besonders Infotainment und Messaging sind die beliebtesten Aktivitäten am Smartphone.
    Erfolgreich sind diejenigen, die sich in diese Aufmerksamkeitskette des Nutzers einbringen und schüren die die Neugier auf die neusten Trends, Releases oder Produkte über News in Serie schüren. Prima eignet sich auch eine Aktion, bei der immer wieder Neues passiert, der Nutzer gefordert ist, nichts zu verpassen oder mitzumachen.
  • Digital darf nicht unpersönlich sein: 69 Prozent der Verbraucher fühlen sich einer Marke besonders dann langfristig verbunden, wenn sie in kritischen Situationen Live-Support bekommen. Vor allem Chat-Support oder Live-Hilfe stehen an oberste Stelle beim Serviceranking. 47 Prozent der Onlinekunden machen einen Wiederholungskauf davon abhängig, ob ihnen schnell und effizient geholfen wurde.
    Für Unternehmen heißt das: Online nicht nur mit tollem Webshop präsent sein, sondern Echtzeit-Service liefern, der qualifiziert und schnell die Fragen und Probleme der Kunden löst. Schnell ist nicht mehr optional sondern ein Muss.

Durch die Sorge der meisten Smartphone-Besitzer etwas Wichtiges zu verpassen, ergeben sich neue Chancen für Marketing und Produktvermarktung. Man muss sich den Bedürfnissen und dem Verhalten der potenziellen Kunden anpassen und Strategien entwickeln, die auf den ersten Blick vielleicht als ungewöhnlich erscheinen – nur so hebt man sich von der Konkurrenz ab. Ob Produktvorschauen zu später Stunde oder schnelle Beratung und Lieferung, der „Haben wollen“-Gedanke des Kunden möchte geweckt und bedient werden.
Smartphones und mobile Endgeräte gehören schon längst zum Alltag und führen damit nicht zwangsläufig zu einer Sucht bei jedem Nutzer. Die Grenzen sind jedoch fließend und Psychologen sich noch nicht einig, wann man statt einer Alltäglichkeit von einer bedenklichen Sucht sprechen kann. Nomophobie ist also des einen Freud‘ und des anderen Leid.


Quellen:

[1] http://www.agof.de
[2] http://www.industrystock.de/pressenews/de/2013/9/24
[3] http://www.axelspringer-mediapilot.de/dl/15628551/Mobile_Impact_Academy_I_Smartphone-Nutzung_in_Deutschland.pdf

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