Open Government Data meets M2M

22.08.2013

Wolfang Palka, Doktorrand am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, Fakultät Informatik, der TU MünchenIn Ländern wie den USA, Großbritannien oder unserem Nachbarland Österreich bereits in großem Maße verbreitet, tut man sich in Deutschland noch sehr schwer mit dem Thema Open Government Data. Stefan Meyer, Business Consultant bei doubleSlash geht in einem Experteninterview mit Wolfang Palka, Doktorrand am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, Fakultät Informatik, der Technischen Universität München den Fragen auf den Grund, welche Schritte zur Aufklärung notwendig sind und wie speziell IT-Dienstleister wie doubleSlash dieses spannende Thema nutzen und voran treiben können.

1. Was ist „Open Government Data“ und womit beschäftigt sich die Forschung aktuell?

Open Government hat das Potenzial, bedeutende Ziele der öffentlichen Verwaltung zu adressieren: die Steigerung von ökonomischen sowie sozialen Nutzen und eine Stärkung der Demokratie in Form von Bürgerbeteiligungen[ref]Francoli, M.: What Makes Governments ‚Open‘? Journal of eDemocracy and Open Government, 3 (2), 152–165 (2011)[/ref]. Während in der Vergangenheit lediglich das Bereitstellen von Informationen adressiert wurde (z.B. Daten über Finanzausgaben), liegt der Fokus heutzutage neben Transparenz auch auf Partizipation und Kollaboration [ref]Nam, T.: Suggesting frameworks of citizen-sourcing via Government 2.0. Government In-formation Quarterly, 29, 12–20 (2012)[/ref] [ref] S., Reddick, C.G.: Open e-government in US state governments: Survey evidence from chief information officers. Government Information Quarterly, 29, 115–122, (2012)[/ref] [ref]Scholl, H.J., Luna-Reyes, L.F.: Uncovering dynamics of open government, transparency, participation, and collaboration. In: Proceedings of the 44th Hawaii International Conference on System Sciences (2011)[/ref]. 
Damit den Stakeholdern der öffentlichen Verwaltung dies ermöglicht werden kann, ist das Bereitstellen von Open Government Data eine unumgängliche Basis. Diese werden den Stakeholdern mithilfe von sogenannten Open-Government-Data-Portalen zugänglich gemacht. Sowohl Bürger als auch (Non-Profit-)Organisationen können dadurch auf die Daten der öffentlichen Verwaltung online und in einem maschinenlesbaren Format zugreifen und diese weiterverwenden, um innovative Mehrwertdienste zu entwickeln  [ref] S., Reddick, C.G.: Open e-government in US state governments: Survey evidence from chief information officers. Government Information Quarterly, 29, 115–122, (2012)[/ref] [ref]Janssen, K.: The influence of the PSI directive on open government data: An overview of recent developments. Government Information Quarterly, 28, 446–456 (2011)[/ref]. In Anlehnung an [ref]Großmann, M., Koschek, H.: Unternehmensportale. Grundlagen, Architekturen, Techno-logien. Springer Verlag, Berlin u. a. (2005)[/ref] stellen Open-Government-Data-Portale somit einen zentralen und persönlichen Einstieg (Single Point of Access) in die Informationswelt der öffentlichen Verwaltung dar, von dem aus Verbindungen zu den relevanten Informationen (Open Government Data) und Diensten hergestellt werden können.
Weltweit gibt es bereits eine Vielzahl solcher Portale [ref]Janssen, K.: The influence of the PSI directive on open government data: An overview of recent developments. Government Information Quarterly, 28, 446–456 (2011)[/ref] [ref]McDermott, P.: Building open government. Government Information Quarterly, 27, 401–413 (2010)[/ref]. Zudem zeigt die Entwicklung in der Praxis, dass OG-Data-Portale sowohl in der EU als auch international mehr und mehr an Interesse generieren [ref] S., Reddick, C.G.: Open e-government in US state governments: Survey evidence from chief information officers. Government Information Quarterly, 29, 115–122, (2012)[/ref][ref]Janssen, K.: The influence of the PSI directive on open government data: An overview of recent developments. Government Information Quarterly, 28, 446–456 (2011)[/ref]. Doch trotz dem steigenden Interesse an der Umsetzung solcher Portale besteht für die Einführung und den Betrieb dieser Vorhaben noch keine Systematik. Zudem fehlt eine stringente und gründliche Analyse bisheriger Initiativen bzw. Open-Government-Data-Portale.

Ziel meiner Forschung ist es, eine Systematik für die Bereitstellung von Open Government Data zu entwickeln.  

2. Dem Thema nähert sich die Forschung von der theoretischen Seite sowie anhand von praktischen Beispielen. Welche Beispiele von „Open Government Data“ Anwendung, sei es Handy-App und/oder Web-Anwendung gibt es, insbesondere in Deutschland?

International sehe ich hier die Portale data.gov der USA und data.gov.uk aus Großbritannien als Vorzeigebeispiele. Aber auch Wien mit data.wien.gv.at oder Berlin daten.berlin.de sind gute Beispiele für die Bereitstellung von Open Government Data. Im Bereich der Anwendungen finde ich die Open311 der Stadt Bonn klasse. Hier können Bürger über eine Web-Anwendung Anliegen melden, bspw. defekte Laternen oder Müll. Eine Auswahl weiterer Beispiele: Fundmap, Spielplätze in Bremen – SpielplatzApp, Baumkataster – Visualisierungen, Kurzparkzonen Wien.

Hinweis zu Baumkataster: in Österreich wurde bspw. auf Basis dieser Daten auch ein Spiel entwickelt. Generell können Open Government Data für Spieleentwickler reizvoll sein, z.B. Scotland Yard mithilfe von ÖPNV-Daten und weiteren Geodaten.

3. Welche Ländern sind Vorreiter bei dem Thema „Open Government Data“?

Vorreiter für das Thema Open Government (Data) sind die USA, Großbritannien, Neuseeland und Österreich. Diese arbeiten schon seit Jahren intensiv an einer flächendeckenden Einführung von Open-Government-Data-Portalen und haben bereits Open-Government-Data-Portale erfolgreich implementiert.

4. Eine aktuelle Herausforderung ist, „Open Government Data“ in Deutschland als Thema eine höhere Sichtbarkeit und einen prominenteren Stellenwert zubekommen. Welche Hürden müssen dafür genommen werden?

Auf Bürgerseite sehe ich den Bekanntheitsgrad als eine besondere Hürde. Laut dem eGovernment Monitor 2012 kannten nur rund 55% die Möglichkeit von Online-Beteiligungsinitiativen. Generell ist es jedoch auch das Problem, dass Bürger meist gar nicht wissen, was es alles gibt. Aus Entwicklersicht habe ich erfahren, dass teilweise Daten nicht zur Verfügung stehen, die für diese Gruppe interessant wäre.

5. Warum ist ein IT-Dienstleister wie doubleSlash für die Forschung wichtig?

Dienstleister wie doubleslash stellen aufgrund Ihrer Erfahrung einen wichtigen Ansprechpartner für die Forschung dar. Im Bereich Open Government Data könnte doubleslash meiner Meinung nach relativ zügig Anwendungen entwickeln, die eine Nachfrage erzeugen könnten. Daher ist es für die Forschung wichtig zu wissen, welche Anforderungen ein Dienstleister wie doubleslash an das Thema Open Government Data hat.

6. Aus Sicht eines modernen IT-Dienstleisters wie doubleSlash, welche Entwicklungen, Maßnahmen und Initiativen sind in der nächsten Zeit zu erwarten?

Mir wurde mitgeteilt, dass bspw. in Österreich schon eine Art Roundtables gegründet wurden, bei denen Entwickler und Verwaltung an einem Tisch sitzen. Hier wird diskutiert, welche Daten denn interessant sind und somit zur Verfügung gestellt werden sollten. Gleichzeitig kann die Verwaltung zeigen, was Sie denn hat und was sie zur Verfügung stellen sollte. Dadurch kommen Entwickler auf neue Ideen und können spannende Anwendungen entwickeln. Solche Roundtables wären meiner Meinung nach auch in Deutschland ein wichtiger Schritt.

7. Neben Marketing und Vertrieb ist doubleSlash in dem Bereich Service stark vertreten. Das Thema M2M ist dabei in den Mittelpunkt gerückt. Wie können „Open Government Data“ und M2M Lösungen sinnvolle Ergebnisse liefern?

Auf Basis von Geodaten könnten spannende Anwendungen im Bereich der Telematik entwickelt werden. Ich sehe hier vor allem das „Kreuzen“ verschiedener Daten als sehr spannend an. Bspw. die Kombination von Geodaten mit Informationen zu bestimmten Ortspunkten.

8. Insbesondere in den Bereichen M2M Plattformen und „Open Government Data“ Portale gibt es Parallelen. Worauf gilt es dabei zu achten?

Aus meiner Sicht ist das Thema Systematik bzw. Standardisierung eines der wichtigsten Themen. Im Bereich der Open-Government-Data-Portale fehlt noch eine gewisse Systematik bzw. ein Standard für die Bereitstellung von Open Government Data. Dadurch entstehen eine Vielzahl an Insellösungen, die eine unterschiedliche Qualität aufweisen. Daher würde ich empfehlen, auch bei M2M-Plattformen darauf zu achten, dass eine Systematik bzw. ein Standard im Rahmen von Gremien o.ä. entwickelt werden.  

9. Welche „Open Government Data“ Applikation würden Sie sich persönlich ungeachtet der technischen Umsetzbarkeit wünschen?

Ich selbst würde momentan eine Applikation zur Immobiliensuche äußerst spannend finden. Das heißt eine App, bei der ich etliche Faktoren einstellen kann, angefangen von Preis pro Quadratmeter über Umweltbelastung (Lärm, Ozon etc.) bis hin zu Angeboten für Kindergärten und Schulen.

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