Corona Dashboards – diese Faktoren garantieren ein User-freundliches Dashboard

12.10.2020

Seit Anfang des Jahres bestimmt ein Thema unser Leben: Corona. Es gibt viele Dashboards, die seit Beginn von Corona den Verlauf der Pandemie visualisieren. Doch woran erkennt man bei all dieser Vielfalt ein gutes Dashboard?

Die Qualität hängt von vier wesentlichen Faktoren ab: Datenquelle, Farbwahl, Layout und Benutzerfreundlichkeit.

Woran erkenne ich ein gutes Dashboard?

Jetzt könnte man sagen, ein Dashboard ist dann gut, wenn es mir gefällt. Jedoch sind die meisten Geschmäcker unterschiedlich, sodass nach diesem Motto für jeden Leser ein eigenes Dashboard kreiert werden müsste. Im letzten Jahrzehnt haben sich aber gewisse Standards etabliert, die bei der Dashboard Entwicklung zu beachten sind. Folgende Quellen sind hier hilfreich:

Auf diese Standards möchten wir in diesem Blogbeitrag eingehen – als Beispiel nehmen wir aktuelle Corona Dashboards „zur Hand“.

 

Datenquelle: Herkunft und Verlässlichkeit

Fangen wir mit unseren Daten an. Wo beziehen wir unsere aktuellen Daten her und wie verlässlich sind die Quellen? Im Falle von Corona beziehen die Anbieter der Dashboards ihre Daten für Deutschland sowohl vom Robert-Koch-Institut als auch von den einzelnen Landesbehörden. Grundlage für die internationale Darstellung der Corona-Pandemie ist oft die Datenerhebung des Center for Systems Science and Engineering (CSSE) der Johns Hopkins University (JHU).
Die Angaben zu den Quellen sind sehr wichtig und müssen immer mit angegeben werden – egal um welches Thema es sich gerade dreht. Diese Informationen können entweder einmal gesammelt präsentiert werden, wie beim Dashboard des coronazaehlers.de oder für jedes einzelne Diagramm wie bei Zeit Online.

Dashboard-Ausschnitt von coronazaehler.de
Abbildung 1: Dashboard, Quelle: coronazeahler.de

 

Corona Diagramm von Zeit Online
Abbildung 2: Diagramm, Quelle: Zeit Online

Die richtige Farbwahl

Auch nicht zu unterschätzen ist die Wahl der Farbe. Sowohl die Auswahl von kunterbunten Linien und Balken als auch die Auswahl von ähnlichen Farbschattierungen können zu Leseschwierigkeiten führen.
Generell gilt: eine Farbe für dieselbe Information verwenden, die sich dann auch durch das ganze Dashboard zieht. So sind auf der gesamten Seite der Berliner Morgenpost alle bestätigten Fälle rot, alle genesenen Fälle grün und alle verstorbenen Fälle grau/schwarz dargestellt.

Dashboard der Berliner Morgenpost
Abbildung 3: Dashboard der Berliner Morgenpost

Schwierig wird es für den Leser, wenn auf einem Dashboard in mehreren Diagrammen unterschiedliche Farben für dieselbe Information (z.B. bestätigte Fälle) verwendet werden. Der Leser muss sich bei jedem Diagramm neu einlesen, da er aufgrund der unterschiedlichen Farben davon ausgehen muss, dass es sich um eine neue Information handelt.

Mit zu feinen Nuancen einer Farbe für unterschiedliche Informationen in einem Diagramm zu arbeiten, könnte ebenfalls zu Schwierigkeiten führen. Unterschiede müssen klar erkennbar sein und werden nur für dieselbe Information verwendet.

Dashboard des Robert-Koch-Instituts
Abbildung 4: Dashboard des Robert-Koch-Instituts

Im Dashboard des Robert-Koch-Instituts steht das Blau für die Anzahl der Covid-19-Fälle und zieht sich durch das gesamte Dashboard. Es werden zwar feine unterschiedliche Nuancen verwendet, um weitere Informationen zu integrieren, jedoch nicht gemeinsam in einem Diagramm. So sind die Farben des folgenden Diagramms dem vorherigen Diagramm sehr ähnlich und beziehen sich auch auf dieselbe Kennzahl (Covid-19-Fälle), jedoch in einem anderen Kontext.

Diagramm des Robert-Koch-Instituts
Abbildung 5: Diagramm des Robert-Koch-Instituts

Ein häufig diskutiertes Thema ist unter anderem die Farbe des Hintergrundes. Ist ein dunkler Hintergrund oder einfach in Weiß gehalten sinnvoller? Wie in den Beispielen auffällt, verwenden einige Anbieter der Corona Dashboards einen dunklen Hintergrund. Wichtig hierbei ist dann, dass als Kontrast die Schrift in Weiß gehalten wird. Sollen dennoch Zahlen oder Schlagwörter farbig dargestellt werden, dürfen die Farben nicht zu leuchtend sein. Dies gilt auch für helle Hintergründe. Es ist besser, mit gedeckten Farben zu arbeiten, wie z.B. in dem Dashboard der Berliner Morgenpost.

Werden Farbskalen verwendet, sind wechselnde helle und dunkle Farben in der Skala nicht ratsam, da die Augen keinen sinnvollen Vergleich zwischen hellen und dunklen Tönen sehen können.

Farbskala wechselnd helle und dunkle Töne

Am besten sind entweder Skalen von hell nach dunkel (z.B. 0 bis 500) oder man kommt von einem dunklen Bereich in einen hellen und dann wieder in einen dunklen.

Farbskala von hell nach dunkel

Wie sieht ein vorteilhaftes Layout aus?

Schauen wir uns als nächstes das Layout der Dashboards an. Grundsätzlich ist es wichtig, bei der Anordnung der Diagramme auf die natürliche Leserichtung der jeweiligen Zielgruppe zu achten. So ist diese in den meisten Kulturen von links nach rechts und von oben nach unten. Gezielt zu Beginn der Seite werden Informationen präsentiert, die am wichtigsten für die Leser sind. So findet man z.B. auf den Dashboards der Zeit Online und der Berliner Morgen Post direkt am Anfang eine Kartendarstellung der aktuellen Zahlen in Deutschland, inklusive der wichtigsten Zahlen. Auch auf dem Dashboard des Robert-Koch-Instituts und der John-Hopkins-Universität ist als erstes eine Länderübersicht mit der Anzahl der Covid-19-Fälle zu finden.

Liniendiagramm

Wichtig bei einem Liniendiagramm sind unter anderem die Abstände der einzelnen Achsen. Sind Abstände gut gewählt, die der Benutzer beim Zählen natürlich verwendet, so können Leser einen Datenpunkt zwischen zwei Gitterlinien leicht erkennen. Natürliche Abstände sind entweder 1er-, 2er-, 5er-, 10er- oder auch 25er-Schritte. Ähnlich verhält es sich bei Kommastellen. Hier sind es 0,2er- oder auch 0,25er-Schritte. Je größer die Schritte und je kleiner die Abstände zwischen den einzelnen Punkten, umso flacher und unleserlicher wird eine Linie. Ein positives Beispiel hierfür ist unter anderem die Seite der SZ.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Anzahl der Informationen, die in einem Diagramm zusammengefasst werden. Demnach ist ein Liniendiagramm mit 50 Linien zu den aktuellen Infektionsfällen weltweit nicht gerade empfehlenswert. Es sei denn, man macht es wie die SZ und die Berliner Morgenpost. Hier wurden zwar alle Länder weltweit in einem Diagramm zusammengefasst, aber es wurden nur wenige hervorgehoben.

Diagramm der Berliner Morgenpost
Abbildung 6: Diagramm der Berliner Morgenpost

Jedoch ist es auch wichtig, dass Orangen nicht mit Äpfeln verglichen werden, also z.B. Anzahl der Todesfälle mit Anzahl der belegten Intensivbetten in Krankenhäusern.

Kreisdiagramme

In den Corona Dashboards werden gerne die Anzahl der Covid-19-Fälle in Maps als Kreise dargestellt, siehe hierzu Zeit Online oder Berliner Morgenpost.

Kreisdiagramm der Zeit Online
Abbildung 9: Diagramm Zeit Online

Je größer der Kreis, umso mehr Fälle gibt es in dem Land bzw. Bundesland. Bei dieser Verwendung von Kreisdiagrammen müssen unbedingt die Proportionen des Kreises beachtet werden. Der relative Radius eines Kreises darf nicht verwenden werden, sondern der tatsächliche. Hierzu wird die Kreisfläche berechnet: A_k= π* r^2 .
Die Berliner Morgenpost geht mit ihren Kreisdiagrammen sogar einen Schritt weiter. Der Kreis an sich gibt die Anzahl der gesamten Fälle wieder, unabhängig von „aktuell“, „genesen“ oder „tot“. Jetzt werden innerhalb dieses Kreises die Zahlen nochmal in aktuelle, genesene und tote Fälle unterschieden. Schauen wir uns hierzu ein kleines Beispiel an: Österreich hat insgesamt in etwa 50.000 bestätigte Covid-19-Fälle, davon sind jedoch knapp 40.000 bereits genesen und knapp 900 verstorben. Bedeutet: Je mehr es genesene oder verstorbene Menschen gibt, umso geringer ist der rote Bereich. Im Gegensatz dazu Belgien: Hier sehen wir, dass es in derselben Zeit mehr aktive Fälle gibt, als genesene und verstorbene zusammen.

Diagramm der Berliner Morgenpost
Abbildung 10: Diagramm Berliner Morgenpost

Tabellen

So gut wie in jedem Dashboard ist eine Tabelle zu finden. Die Literatur besagt jedoch, dass der Einsatz von Tabellen geringgehalten werden soll. Grund hierfür ist, dass der Leser viel Arbeit investieren muss, um die Daten zu vergleichen und zu kontrastieren: Reihen von Zahlen haben keine visuellen Auswirkungen. Jedoch ist hier eine Unterscheidung vorzunehmen, ob man viele Informationen in eine Tabelle steckt, z.B. 10 Spalten auf 100 Zeilen, oder ob die drei oder vier wichtigsten Informationen zu einem Land bzw. Bundesland zusammengefasst sind. Manchmal ist es mühsam, sich mit teils komplizierten Diagrammen auseinandersetzen und man schaut lieber schnell in einer Tabelle nach. So ist auf der Seite des Robert-Koch-Instituts als erstes eine Tabelle mit der gesamten Anzahl an Covid-19-Fällen pro Bundesland aufgeführt.

Dashboard des Robert-Koch-Instituts
Abbildung 11: Dashboard des Robert-Koch-Instituts

Grundsätzlich ist es gut, wenn alle drei bis fünf Zeilen eine Hilfslinie eingefügt ist, da es den Leser unterstützt, die Zahlen der Zeile richtig zu verfolgen. Eine schmale Tabelle mit nur zwei Spalten benötigt gar keine Hilfslinie. Schattierungen sind nur gut, um bestimmte Daten hervorzuheben.

Eine Tabelle mit Gitterlinien oder alternierend grau, um jeden Eintrag zu trennen, kann sehr anstrengend sein, da diese den Leser von den Daten ablenken. Dies gilt vor allem für kleine Tabellen, wo sowohl die Gitterlinien als auch ein alternierender grauer Hintergrund vorhanden sind.

Eine weitere Möglichkeit, um Tabellen aufzulockern, ist die Integration von Diagrammen. Jedoch nur, wenn genügend Platz in der Tabelle ist und nur bei den Daten, welche die wichtigsten Daten übermitteln. So ist auf der Seite der SZ die Anzahl der neuen Fälle der letzten sieben Tage als Balkendiagramm integriert.

Diagramm der SZ
Abbildung 12: Diagramm der SZ

Zahlen stehen in einer Tabelle immer rechts, es sei denn, es handelt sich um eine sehr kleine Tabelle, dann können sie auch zentriert angezeigt werden. Des Weiteren werden Zahlen immer auf dieselbe Nachkommastelle gerundet. Die Daten in einer Tabelle werden entweder alphabetisch nach der Kategorie (Land) sortiert oder nach den Werten, aber niemals ein Sammelsurium.

Wann Maps verwenden?

Wenn große Mengen an Daten zwischen mehreren Ländern oder Bundesländern verglichen werden, können Maps hilfreich sein. Eine Map zu erstellen, um nur zu sehen, dass Deutschland einen dreimal so hohen Umsatz hat wie z.B. Tschechien, ist vielleicht etwas zu übertrieben. Um Infektionszahlen verschiedener Länder zu vergleichen, empfiehlt sich eine Map. Entweder als Hintergrund oder schattiert durch eine Farbskala.

Dashboard der John-Hopkins-Universität
Abbildung 13: Dashboard der John-Hopkins-Universität

 

Corona Diagramm der SZ
Abbildung 14: Diagramm der SZ

Die Benutzerfreundlichkeit hochhalten

Interaktivität

Eine der wichtigsten Eigenschaften eines Dashboards ist die Interaktivität, denn damit lassen sich die Informationen steuern. Während zu Beginn nur eine Übersicht z.B. aller Bundesländer besteht, können mit einer Auswahl eines Bundeslandes die Informationen in den weiteren Diagrammen eingeschränkt werden. Bei einem abgeschlossenen Dashboard, wie z.B. dem des Robert-Koch-Instituts, wird solch eine Interaktivität erwartet. Vor allem dann, wenn keine Filter bestehen und nur durch eine direkte Auswahl selektiert wird.

Leider gibt es immer wieder Dashboards, wo dies nicht der Fall ist. Es ist schwierig zu sagen, wie das beste Vorgehen ist. Natürlich kann man sagen, der Nutzer wird es schon merken. Jedoch kann es auch dazu führen, dass der Nutzer nicht die Informationen bekommt, die er gerne hätte oder sogar das Dashboard nicht weiter nutzt.

Eine Herangehensweise wäre, das Dashboard optisch zu trennen, damit zu erkennen ist, dass dieses Diagramm nicht dazu gehört. Eine weitere Möglichkeit wäre es, den Nutzer schriftlich oder durch Icons darauf hinzuweisen.

Suchfunktionen

Eine weitere Funktion, die mit der Interaktivität einher geht, ist die Suchfunktion. Denn es bringt nichts, wenn eine Interaktivität gegeben ist, aber man mühselig nach bspw. seinem Landkreis suchen muss, um eine Selektierung zu erwirken. Teilweise genauso schwierig ist es, einen relativ kleinen Bezirk oder auch Landkreis auf der Karte zu finden, geschweige denn anklicken zu können. Umso hilfreicher ist eine Suchfunktion.

Dashboard der Zeit Online
Abbildung 15: Dashboard der Zeit Online

Legenden

Ganz wichtig bei Diagrammen, vor allem bei Maps-Darstellungen, sind die Legenden. Zum einem die Legenden für die Farben und zum anderen für die unterschiedlichen Größen. Vor allem dann, wenn Kreisdiagramme im Spiel sind. Das vorherige Dashboard der Zeit Online verwendet diese sehr gut. Dadurch sieht man auf den ersten Blick, was die unterschiedlichen Farben bedeuten und bekommt eine Vorstellung der Anzahl der neuen Fälle pro Landkreis.

Kontext

Neben den Legenden ist auch der Kontext sehr wichtig. Der Nutzer des Dashboards muss verstehen, was er sieht. Oftmals geht das nur, wenn dies beschrieben wird. Sowohl die SZ, als auch Zeit Online und die Berliner Morgenpost haben das sehr gut umgesetzt. Alle drei Anbieter schreiben neben jedem Diagramm, was dieses aussagen soll.

Was passiert, wenn der Kontext nicht beachtet wird? Das und mehr gibt es in diesem Blogbeitrag:
https://blog.doubleslash.de/die-hohe-kunst-der-datenmanipulation/


Fazit

Natürlich zählt bei der Bewertung eines Dashboards im ersten Moment der eigene Geschmack. Wenn das Dashboard ansprechend ist, wird damit weitergearbeitet – falls nicht, wird ein anderes gesucht. Zwei Faktoren sind in diesem Zusammenhang jedoch problematisch:

  • Es gibt nicht zu allen Themen so viele Dashboards auf dem Markt wie derzeit zum Thema Corona und
  • Was den Menschen unter anderen ausmacht, ist sein individueller Geschmack.

Umso wichtiger ist es, gewisse Standards zu haben, die dabei helfen ein Dashboard für jeden User lesbar zu machen. Zu diesen Standards gehören neben den Informationen zu Datenquellen auch die Farbwahl, das Layout und die Benutzerfreundlichkeit eines Dashboards. Wenn diese vier Faktoren beachtet werden, ist es für jeden möglich ein benutzerfreundliches Dashboard zu entwerfen.

Wir haben uns bei der Erstellung des Beitrags folgende Fragen gestellt:

  1. Welche Standards sind Dir am wichtigsten?
  2. Kann man durch einhalten von Standards das perfekte Dashboard erstellen? Oder geht es doch um den Geschmack?
  3. Sind dunkle Hintergründe No-Gos?
  4. Wie leuchtend oder grell dürfen Farben sein?

Wie seht ihr das und habt ihr Tipps für gute Dashboards? Dann kommentiert gerne diesen Beitrag.

 

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