Das Kuchendiagramm: Mit diesen drei Tipps Daten einfach und verständlich visualisieren
Jeder kennt es und vermutlich jeder, der schon mal Daten visualisiert hat, hat es auch schon mindestens einmal verwendet: das Kuchendiagramm.
Aber wenn man sich Mickys Tisch mal näher anschaut, fällt auf, dass die Schnittform aus acht Teilen besteht – auf dem Tisch stehen aber nur sieben kleine Teller. So wie dieses Bild beim genaueren Betrachten einen eher trügerischen Eindruck bei uns hinterlässt, so muss man auch bei der Verwendung von Kuchendiagrammen Vorsicht walten lassen.
Darum haben wir im Folgenden drei Tipps im Umgang mit Kuchendiagrammen zusammengestellt.
Tipp 1: Verwende ein Kuchendiagramm zur Datenvisualisierung nur, um die grobe Aufteilung eines Ganzen abzubilden
Wenn es darum geht, eine grobe Aufteilung auszumachen, dann liegst du mit dem Kuchendiagramm genau richtig. Nehmen wir mal an, wir wollen die Umsatzerlöse unseres Unternehmens nach Disney Charakteren aufteilen. Unten im Kuchendiagramm sehen wir sofort: Da gibt es ein großes Stück, nämlich Micky Mouse. Das zweitgrößte Stück fällt auf Donald Duck. Und der Rest verteilt sich irgendwie auf Mickys und Donalds Freunde. Auch wenn du z.B. wissen möchtest, wie hoch der Umsatzanteil von Donald, Daisy und Dagobert zusammen ist, kann man das am Kuchendiagramm grob abschätzen.
Kannst du aber auch mit bloßem Auge erkennen, ob Pluto oder Tick mehr Umsatzerlöse hat? Und wie viel Prozent an Umsatzerlösen Pluto und Tick ausmachen würden, wenn sie ihre Anteile bündeln würden? Nein? Ich auch nicht. Für genau solche Fragestellungen eignet sich das Balkendiagramm wesentlich besser.
Abbildung 2: Vergleich Kuchen- vs. Balkendiagramm; Quelle: eigene Darstellung
Nun könnte man ja sagen, gut, dann sortiere ich einfach das Kuchendiagramm nicht alphabetisch, sondern nach Umsatzanteil. Aber selbst dann bleibt die Frage: Kannst du mit bloßem Auge genau erkennen, wie viel Prozent z.B. zwei Charaktere zusammen vom Ganzen ausmachen?
Ein weiterer Vorteil des Balkendiagramms ist übrigens, dass auch die kleinsten Elemente, wie z.B. Trick, direkt aufzufinden sind. Da jeder Charakter bzw. jedes Element eine Zeile hat, gibt es kein Gerangel um den Platz für die Beschriftung der Kuchenstücke außerhalb des Kreises. Wenn dir also auch die kleinsten Stückchen wichtig sind, dann rate ich dir zum Balkendiagramm.
Tipp 2: Verwende so wenig unterschiedliche Farben wie möglich
Je mehr Kuchenstücke dein Kuchendiagramm hat, desto schwieriger wird das Thema Farben. Manchmal sind die Nutzer des Charts bereits sehr auf eine bestimmte Farbskalierung konditioniert (1).
Ein Grundsatz für jede Datenvisualisierung sollte aber sein: Weniger ist mehr. |
Der Farbeinsatz bei der Datenvisualisierung dient normalerweise dazu, Unterschiede hervorzuheben. Dass es sich hier um zehn verschiedene Disney Charaktere handelt, könnte man aber auch ohne den Einsatz von Farbe sehr gut erkennen. Ausreichend dafür ist das Chart an sich (2). So ganz ohne Farbe wird es aber z.B. schon wieder schwierig auszumachen, zu welchem Kuchenstück die Beschriftungen gehören.
Abbildung 3: Farbgebung bei Kuchendiagrammen; Quelle: eigene Darstellung
Deswegen ist ein bisschen Farbe im Kreisdiagramm doch dienlich. Allerdings sollte man sich am besten eine Grundfarbe aussuchen und hiervon dann die verschiedenen Schattierungen in hell und dunkel nutzen (3). Das bringt auch den Vorteil, dass farbblinde Personen die Diagramme einfacher lesen können.
Allerdings wird es bei so vielen Kuchenstücken, wie wir Disney Figuren haben, auch schon wieder schwierig, die Farben eindeutig voneinander zu unterscheiden. Für unseren Fall gibt es daher leider in punkto Farbauswahl keine optimale Lösung.
Wir müssen deswegen aber nicht komplett aufgeben. Reduziere, wenn möglich, deine Anzahl an Kuchenstücken. Maximal 5 Kuchenstücke sollten dieselbe Farbe erhalten (4).
Tipp 3: Definiere vor der Datenvisualisierung eine Kernaussage und hebe diese hervor
Definiere eine Kernaussage sowie eine Handlungsempfehlung und hebe deine Kernaussage in deinem Kuchendiagramm hervor. Dabei gilt aber auch wieder: Weniger ist mehr. Indem ich eine Kernaussage und eine Handlungsempfehlung vorformuliere, kann ich Fehlinterpretationen von Daten vorbeugen. Denn mit der Aussage, die ich unten ablesen kann: „Micky Mouse hatte im Geschäftsjahr 2021 einen Umsatzanteil von 42 Prozent.“ weiß ich als Laie erst mal nichts anzufangen. Ist 42 Prozent gut oder schlecht?
Abbildung 4: Umsatzverteilung in Entenhausen; Quelle: eigene Darstellung
Welchen Fakt möchte ich aber bei der Umsatzverteilung nach Disney Charakteren hervorheben? Wie ist meine Interpretation als Experte der Zahlen? Kurz gefragt: Was ist meine Kernaussage?
Als Disney Experte weiß ich: Es gibt Figuren, die in Entenhausen leben und Enten sind. Und die anderen sind keine Enten. Das Ziel meines Unternehmens könnte sein, den Umsatz mit Enten im Geschäftsjahr 2021 zu steigern.
Meine Kernaussage und Handlungsempfehlung könnten also lauten:
- Kernaussage: Der Umsatzanteil, den wir mit Enten dieses Geschäftsjahr bislang gemacht haben, beträgt rund 39 Prozent. Bis zu unserem Ziel einer 50:50 Aufteilung zwischen Enten und nicht Enten fehlen uns noch 11 Prozent Umsatzanteile.
- Handlungsempfehlung: Um die Umsatzerlöse mit Enten weiter voranzutreiben, müssen wir im verbleibenden Geschäftsjahr mehr in Vertriebsaktivitäten für unsere Enten investieren.
Wir benötigen eine Vertriebsoffensive für Enten, um unser Umsatzziel 2021 erreichen zu können:
Abbildung 5: Vertriebsoffensive für Enten, um das Umsatzziel 2021 zu erreichen; Quelle: eigene Darstellung
Wenn du jetzt noch deine Handlungsempfehlung dick und fett darüberschreibst, dann hast du am Ende mit deinem einfachen Kreisdiagramm vielleicht sogar noch eine Aktion ausgelöst.
In jedem Fall kannst du aber sicher sein, dass deine Kernaussage beim Nutzer angekommen ist und es so weniger Fehlinterpretationen deiner Datenvisualisierung geben wird.
Mehr zum Thema Fehlinterpretationen findet ihr auch im Beitrag von Jennifer Münch „Die hohe Kunst der Datenmanipulation“.
Das gute alte Kuchendiagramm hat noch lange nicht ausgedient. Und unter der Berücksichtigung von drei kleinen Tipps, kannst du dir das Potenzial des Kuchendiagramms für deine Datenvisualisierung zunutze machen:
- Verwende das Kuchendiagramm nur, um die grobe Aufteilung eines Ganzen zu visualisieren.
- Weniger ist mehr: Gehe sparsam mit Farben und Kuchenstücken um.
- Bevor du visualisierst, überlege dir deine Kernaussage und Handlungsempfehlung.
Lese hier unseren Leitfaden zur erfolgreichen Datenvisualisierung