Herausforderung Produkt Konfigurator (Teil 1): Anforderungen an Fahrzeugkonfiguratoren

09.10.2015

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Konfiguratoren sind heutzutage in der Automobilbranche de facto Standard für jeden etablierten Autobauer. Gibt man bei Google das Wort „Konfigurator“ ein, sind die ersten 20 Suchbegriffe Produkt Konfiguratoren von Autoherstellern. Dies liegt vor allem an der Komplexität des Produkt PKW. Aktuelle Fahrzeuge existieren in verschiedensten Ausstattungsvarianten und können im Online Konfigurator individuell zum persönlichen Traumauto zusammengestellt werden.

Normalerweise möchte der Kunde nicht das Standardmodell kaufen sondern sein individuelles Traumauto durch veränderte Lackierung und Innenausstattung konfigurieren. Durch den Konfigurator kann der Kunde die Kosten der geplanten Anschaffung schon einmal durchrechnen und erhält einen ersten Eindruck, wie sein Wunschfahrzeug in der Realität aussehen könnte. Je nach Ausbaustufe und Integration des Konfigurators hat er sogar die Möglichkeit, das Produkt direkt zu kaufen oder ein Angebot eines Händlers anzufordern.

Ein Konfigurator für Automobilhersteller muss auf viele Anforderungen reagieren

Aus Sicht des Automobilherstellers gibt es hierbei folgende Hauptanforderungen:

  • Der Konfigurator soll den Kauf eines neuen Fahrzeugs begleiten und unterstützen.
  • Der Kunde soll einen positiven Konfigurationsprozess erleben. Wichtig ist dabei, dass alle benötigten Informationen angezeigt werden und mithilfe von Bildern und Videos illustriert sind.
  • Es muss ein möglichst realitätsnahes Bild präsentiert werden, d.h. über Baubarkeitsregeln und Prüfungen wird sichergestellt, dass das Wunschfahrzeug auch produziert werden könnte.
  • Änderungen an der Konfiguration dürfen im Konfigurationsprozess nicht zu langen Wartezeiten führen.
  • Die Onlinepräsentation muss rechtssicher
  • Die Konfiguration soll „Multi Device“-fähig sein, d.h. neben PCs auch auf Tablets oder Smartphones dargestellt werden können.
  • Das Ausdrucken aller relevanten Informationen sollte möglich sein.
  • Eine hohe Verfügbarkeit des Konfigurators muss gewährleistet sein.

Sonderausstattungen und Varianten – Herausforderungen für den Konfigurator

Für den Anforderungsmanager stellt die Abhängigkeit zu den gültigen Produktdaten die größte Herausforderung dar. Die Anzeige der zum Konfigurationszeitpunkt gültigen Sonderausstattungen, Linien oder Pakete ist eine der größten Herausforderungen für den Konfigurator. Sonderausstattungen können Abhängigkeiten zu anderen Ausstattungsteilen haben, welche sich logisch ausschließen oder ebenfalls hinzukonfiguriert werden müssen. Ohne ein Navigationsgerät mit Bildschirm kann z.B. keine Website angezeigt werden oder Dienste wie die Anzeige von Stauinformationen sind nicht sinnvoll. Zudem können verdeckte Zwänge vorliegen, über die der Kunde im Konfigurationsprozess aufmerksam gemacht werden muss. So kann beispielsweise eine Farbe nur in Kombination eines gewissen Paketes oder einer Ausstattungslinie ausgewählt werden.

Hierbei besteht zudem die Anspruchshaltung, dass der Konfigurator auch automatisch die Bestandsteile eines Paketes genauer analysiert. Ein Beispiel: Der Kunde hat in seiner Konfiguration ein Sportlenkrad hinzugefügt und wählt aber im Nachgang das Sportpaket aus. Hier muss der Konfigurator das Sport-Lenkrad automatisch als Einzelkomponente entfernen, da es Teil des Paketes ist. Bei einer Fahrzeugkonfiguration kann es mehrere Hundert solcher Sonderausstattungen geben, die jeweils mehrere Abhängigkeiten zu anderen Elementen besitzen. Das kann zu langen Prüfungsketten führen. Dies muss bereits in der Technologie-Auswahl und Konzeption des Konfigurators berücksichtigt werden, um eine hohe Performance garantieren zu können.

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Kfz-Konfigurator BMW 328i Limousine (bmw.de/BMW_Konfigurator)

 

Neben den verfügbaren Auswahlmöglichkeiten kann die Wahl von gewissen Sonderausstattungen auch dazu führen, dass sich technische Daten verändern. Durch größere Felgen beispielsweise ändert sich neben dem Preis auch das Gesamtgewicht des Fahrzeugs. Dieses Gewicht hat einen Einfluss auf die Berechnung des Schadstoffausstoßes was wiederum Auswirkungen auf die Berechnung des Efficiency Labels hat. In manchen Ländern hat der Schadstoffausstoß Einfluss auf die Besteuerung von Fahrzeugen, was bei der Preisberechnung ebenfalls zu beachten ist. Hier ist die Anforderung „Die Onlinepräsentation muss rechtssicher sein“ schnell für einen hohen Aufwand verantwortlich.

Analyse der Zielgruppe:

Grundsätzlich muss zwischen Endkunden-Konfiguratoren und Konfiguratoren, die von einem Händler eingesetzt werden unterschieden werden. Der Händler möchte dem Kunden eventuell noch einen Rabatt anbieten oder die größeren Reifen gratis geben. Es sollte auch möglich sein, dass der Kunde sein altes Auto beim Händler in Zahlung gibt oder Zubehörteile verkauft werden können, die der Endkunde sonst nicht angezeigt bekommt. Der Endkunde dagegen möchte eine Online Verkaufsberatung, eine 360° View des Fahrzeugs oder eine dynamische Berechnung einer Leasingrate.

Fazit

Gerade bei den Auswirkungen von Sonderausstattungen ist zu sehen, wie ein zunächst für trivial gehaltener Konfigurationsschritt weitreichende Auswirkungen haben kann. Der erste Schritt bei einer Entwicklung eines Konfigurators ist darum eine umfassende Anforderungsanalyse, die elementare Fragen aus fachlicher Sicht klärt:

  • Wer ist die Zielgruppe des Konfigurators? Welchen Leistungsumfang soll der Konfigurator bereitstellen?
  • Welche funktionalen Umfänge werden als Basisfaktoren, Leistungsfaktoren und Begeisterungsfaktoren definiert? Ist eine Aufteilung der gewünschten Features in unterschiedliche Leistungsstufen sinnvoll?
  • Wo hört die Verantwortlichkeit des Konfigurators auf? Welche Randbedingungen müssen beachtet werden?
  • Kann eine Konfiguration rechtssicher angezeigt werden? Sollen Preise angezeigt werden?
  • Klärung ob das Produkt für einen Online Konfigurator überhaupt geeignet ist.

Neben der fachlichen Sicht ist jedoch auch wichtig, bereits in einer frühen Phase die Themen Produktdaten in Bezug auf Abhängigkeiten und technischen Daten zu evaluieren. All diese Fragen werden natürlich auch schon von der vorhandenen IT Infrastruktur, zu integrierenden Systemen oder bereits bestehenden Konfiguratoren maßgeblich beeinflusst. Wir bei doubleSlash beschäftigen uns schon seit vielen Jahren mit den Themen Produkt Konfiguratoren und Produktstammdaten aus fachlicher wie auch aus IT-Sicht.

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