Scrum in der Geräteentwicklung: Neuer Trend oder alter Hut?

29.01.2016

Scrum in der GeräteentwicklungIm Umfeld des Internet of Things (IoT) verschmelzen Software- und Hardwareentwicklung immer stärker miteinander. Damit ändern sich auch die Anforderungen an die Entwicklung von Geräten. Durch eine Vielzahl günstiger Hardwarekomponenten, Frameworks und Bibliotheken lassen sich schnell Prototypen entwickeln. Funktionale Komponenten aus Hard- und Software können so frühzeitig vom Anwender auf Herz und Nieren geprüft und teure Fehlentwicklungen vermieden werden. Da liegt es nahe, die ursprünglich für Software konzipierte Projektmanagement Methodik Scrum auch auf die Geräteentwicklung auszudehnen.

Prof. Dr. Thorsten Weiss von der Hochschule Ravensburg-Weingarten stellte seinen Ansatz der komponentenbasierten Geräteentwicklung mit Scrum vergangene Woche in der Regionalgruppe Friedrichshafen der GPM (deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.V.) vor. In dem interaktiven Workshop wurden Erfahrungen und Best Practices – auch hinsichtlich der Grenzen des Ansatzes – ausgetauscht.´

Auch bei Scrum gilt: Kommunikation ist alles

Die Teilnehmer – vorwiegend aus der Entwicklung von Elektronikkomponenten – hatten teilweise bereits Erfahrung mit Scrum, andere schilderten ihr prototypisches Vorgehen in der Hardwareentwicklung, das viele Elemente von Scrum aufweist. Als wesentlichen Gewinn eines agilen Vorgehens wie Scrum wurde die tägliche persönliche Abstimmung im Rahmen der sogenannten Daily Meetings genannt. Diese Dailys schaffen Transparenz und bauen eine Brücke zwischen den unterschiedlichen Kulturen der Hardware- und Softwareentwickler. Auch die Reviews mit Auftraggeber und Anwendern nach jedem abgeschlossenen Sprint / Prototypen wurden als bereichernd empfunden. Auch wenn die Erfahrung damit,  die Stakeholder auch für diese Reviews zu motivieren, sehr unterschiedlich waren.

Kontinuierliches Lernen im Scrum Team

 

So wie aus einem Prototyp für den nächsten Prototyp gelernt wird, so lernt das Scrum Team in den Retrospektiven die eigene Zusammenarbeit permanent zu verbessern. Das ist bei Scrum in der Geräteentwicklung umso wichtiger, weil das Verständnis zwischen den Hardware- und Softwareentwicklern erst geschaffen werden muss.

Product Owner in der Geräteentwicklung: Kenner in allen Disziplinen

Dem Product Owner kommt in der Geräteentwicklung eine besondere Rolle zu. Er muss die unterschiedlichen Disziplinen über seine funktionalen Anforderungen, den User Stories, verbinden und eine Produktvision vermitteln. Das Team entscheidet dann gemeinsam, was besser in der Hardware oder Software umgesetzt wird. Und welche Kernkompetenz muss so ein Product Owner mitbringen? Die Teilnehmer etablierten den Begriff des „T-shaped“ Mitarbeiters.  Mitarbeiter, die sich über alle Disziplinen etwas auskennen und in ihrem Fachgebiet die Spezialisten sind. Dieses Profil wurde auch für Software-und Hardware-Architekten diskutiert.

Die Grenzen von Scrum in der Geräteentwicklung

 

Prof. Dr. Weiss stellte in seinem Vortrag auch die Frage nach den Grenzen von Scrum in der Geräteentwicklung. Wie gut ist Scrum in stark regulierten Branchen wie der Medizintechnik anwendbar? Kann Scrum auch angewendet werden, wenn der Schwerpunkt auf der Gehäuseentwicklung liegt und die Entwicklungszeiten eines Hardware- und Software-Prototypen weit auseinander liegen? Die Teilnehmer wollten von einer solchen Begrenzung nichts wissen. Es kommt auf die Entwicklungsebene an. Scrum ist hervorragend in der Prototypen-Phase und für IoT Gadgets anwendbar. Auch lässt sich die Entwicklung einzelner Komponenten herauslösen und z.B. in ein V-Modell basiertes Projekt einbetten.

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Fazit

Aus meiner eher softwarelastigen Perspektive hatte ich nicht erwartet, dass Scrum oder andere agile Methoden in der Hardwareentwicklung bereits so stark etabliert sind. Ist Scrum also schon ein alter Hut? Ich denke nein. Gerade die starke Einbindung von Anwendern und Auftraggeber erfordert ein starkes Commitment von Management und Kunden. Hier ist es noch ein weiter Weg, bis sich Scrum oder andere agile Methoden durchgesetzt haben. Vor diesem Problem stehen aber die Softwareentwickler ebenfalls. Es spricht also viel dafür, im IoT-Umfeld Hardware und Software gemeinsam agil zu entwickeln.

 

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Ein Kommentar zur “Scrum in der Geräteentwicklung: Neuer Trend oder alter Hut?

  1. Sehr guter Artikel und sehr gut geschrieben. Ich habe ein paar neue Sachen vom Artikel gelernt. Danke dafür. VG

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