Smart Wheels und Connected Bikes auf der EUROBIKE 2014

03.09.2014

Rennradfahrer kennen die Probleme: Habe ich nach der Fahrt durch die Glasscherben einen schleichenden Plattfuß? Sind meine Carbonfelgen nach der langen Abfahrt schon zu heiß? Sind die Schalt- und Bremszüge noch in Ordnung? Verschiedene Rad- und Komponentenhersteller zeigten dieses Jahr auf der EUROBIKE in Studien, wohin der Trend zum vernetzten Fahrrad gehen kann.

 Lightweight: Smart Wheel – Datenübertragung via ANT+ Standard

Der Friedrichshafener Leichtbauspezialist Lightweight zeigte in diesem Jahr auf der EUROBIKE zum ersten Mal eine Studie des Smart Wheels. Dabei messen Sensoren im Laufrad neben Geschwindigkeit und dem Luftdruck des Reifens auch die Temperatur der Bremsflanken. Alle Daten werden dann über den bekannten ANT+ Standard übertragen und auf einer Smartphone-App visualisiert.

Dadurch bekommt der Fahrer erstmals während der Fahrt die Information, wie es um sein eigenes Bremsverhalten bestellt ist, ob hinten beispielsweise zu viel gebremst wird oder vorne die Felgen schon heiß laufen. Oder eben, ob das Rad Luft verliert. All die Sensorik dient hier der Optimierung des Nutzungsverhaltens und schlussendlich der Sicherheit beim Fahren.

Durch die Nutzung des ANT+ Standards und der Aufzeichnungsmöglichkeit durch Geräte wie einem Smartphone oder einem Radcomputer ist natürlich auch eine Integration dieser Daten in bekannte Fitness- und Fahrradportale wie myGarmin, Strava oder Endomondo denkbar. So könnte jeder Fahrer bequem von zuhause aus vor dem Rechner sein Fahrverhalten bzw. seinen Radzustand nachträglich einsehen.

Zusätzlich zur Übertragung der Daten per ANT+ werden bestimmte Messdaten direkt auf dem Smart Wheel selbst gespeichert. Der Hersteller kann folglich beim Service durch Auslesen dieser Daten erstmals festzustellen, wie die Laufräder tatsächlich im realen Einsatz beansprucht wurden. Die Ergebnisse sollen in die Verbesserung der Produkte miteinfließen. Zudem können potentielle Käufer beim Verkauf der Laufräder erstmals zuverlässig feststellen lassen, ob die angegeben Nutzungsdaten des Verkäufers wirklich korrekt sind.

Wir von doubleSlash freuen uns ganz besonders, dass wir hier unsere Friedrichshafener Nachbarn unterstützen konnten, die Konnektivität der Android-App über ANT+ mit den Sensoren herzustellen und somit die generelle technische Machbarkeit dieser Studie zu Connected Bikes zu demonstrieren.

Canyon: Projekt MRSC Connected – SIM-Karte und Onboard-Unit im Fahrrad

Bezogen auf die Vernetzung geht der Direktversender Canyon in seinem Projekt MRSC Connected noch einen Schritt weiter. Neben der Vielzahl an verbauten Sensoren entstand in einem sechs monatigen Projekt von drei Mitarbeitern ein voll vernetztes Rad mit eingebauter SIM-Karte und Onboard-Unit (OBU).

Canyon Projekt MRSC Connected auf der EUROBIKE September 2014

Die OBU und das im Rahmen integrierte GPS-Modul ermöglichen neben einfachen Tracking-Funktionen auch weitere Location Based Services. So ist beispielsweise ein automatischer Notruf (eCall) bei einem Unfall erstmals möglich, wie wir ihn aus dem Automobilbau (z.B. BMW ConnectedDrive) her kennen.

Neben den Sicherheitsaspekten soll die Vernetzung natürlich auch der Kundenbindung des Online-Versenders ohne eigenes Händlernetz dienen. Erstmals ist es möglich, direkt vom Rad des Endkunden Daten zu bekommen. So wäre es denkbar, ihn auf Wartungsmaßnahmen hinzuweisen, etwa wenn die Kette verschlissen oder die Bremsbacken abgefahren sind. Auch eine digitale Nutzungsakte wäre hier natürlich denkbar.

Die Ideen und Prinzipien der Canyon MRSC Connected Studie sind dabei aus dem Automobilbau weitestgehend bekannt und haben sich dort bereits bewährt. Inwieweit dies im Fahrradbau in Serie ebenfalls kundentauglich ist, muss sich in den nächsten Jahren und in weiteren Studien und Tests sicherlich beweisen. Ein Rad ist im Vergleich zu einem PKW doch häufig unkontrollierten, äußeren Einflüssen ausgesetzt – ein Rad fällt schon mal um oder wird umgeschmissen. Da sollte nicht zwingend sofort ein Notruf abgesetzt werden. Aber der Besitzer könnte beispielsweise informiert werden.

Die Entwicklung zur Serienreife von Connected Bikes wird hierbei sicherlich noch bei allen Herstellern und Konzepten einige Zeit in Anspruch nehmen, ähnlich wie es bei der Entwicklung der Airbags bei Motorrädern war.

Auch der Aufbau entsprechender Cloud-Infrastrukturen zur Datenspeicherung und –verarbeitung wird sicherlich eine spannende Herausforderung für Hersteller und Zulieferer.

Wir sind gespannt, wie sich die Themen weiterentwickeln. Auf der EUROBIKE herrschte an allen Ständen, die Innovationen von Connected Bikes gezeigt hatten, großer Andrang. doubleSlash wird sich auch in diesem Gebiet der Telematik weiter engagieren.


Quellen:

[1] http://www.tour-magazin.de/eurobike_2014/komponenten/lightweight-smart-wheel/a33239.html

[2] http://www.bicycles.net.au/2014/08/lightweight-smartwheel-built-data/

[3] http://www.bikeradar.com/road/news/article/lightweight-demos-new-smart-wheel-prototype-42210/

[4] http://www.roadbike.de/news/canyon-projekt-mrsc-connected-ein-blick-in-die-zukunft.1233448.9.htm

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2 Kommentare zu “Smart Wheels und Connected Bikes auf der EUROBIKE 2014

  1. Seit 2014 hat sich bislang auf der Zubehör Seite einiges entwickelt, Stichwort „Cobi“. Die Fahrradhersteller selbst halten sich aber bislang noch zurück, echte Endkundenlösungen auf den Markt zu bringen.

    Ein interessanter Artikel zu dem Thema war im Manager Magazin zu lesen.

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