Learnings aus ChargeNow – geladene Geschäftsmodelle

13.11.2014

Das Thema Elektromobilität ist zukunftsträchtig – da sind sich Experten einig. Dennoch sind die Nutzer solcher Fahrzeuge heute noch mit Unsicherheiten in Sachen Ladestrom und Reichweite konfrontiert. Was sie aktuell vorfinden ist eine stetig wachsende, inhomogene Ladeinfrastruktur.


Das öffentliche Laden und die damit verbundene Infrastruktur, befinden sich derzeit im Aufbau. Aktuell trifft der Kunde deshalb auf kaum existierende Standards bei Ladesteckern, Authentifizierungsmöglichkeiten an der Ladesäule oder dem Abrechnungsprozess. Viele Hersteller und Betreiber von Ladestationen sehen die Chancen im Umfeld der Elektromobilität und warten mit unterschiedlichen Technologien und Produkten auf. Diese sind für sich gesehen alle durchaus innovativ, bedeuten für den Kunden jedoch das pure Chaos beim Laden von Elektrofahrzeugen.

Die Herausforderungen beim öffentlichen Laden

Unterschiedliche Authentifizierungsmethoden an der Ladesäule: Ladekarte (z.B. RFID), Chip oder Token, Lade-App mit Authentisierung via QR-Code-Scan, Authentisierung über Personalausweis, Führerschein oder Kreditkarte, etc.

Unterschiedliche Zahlungsmethoden: Mit Bargeld oder Kreditkarte direkt Vorort, Bargeldlos über Prepaidkarten oder Verträge mit Ladeflatrates bei den jeweiligen Betreibern, PayPal, etc.

Unterschiedliche Abrechnung: Der Kunde bekommt von jedem Betreiber eine gesonderte Rechnung.

Kunde Max Mustermann braucht somit beispielsweise drei Ladekarten, eine App und einen Authentisierungstoken um die öffentliche Ladeinfrastruktur bei sich in der Umgebung nutzen zu können. Zudem müssen Abrechnungen von jedem einzelnen Anbieter bearbeitet werden. Muss Max Mustermann dann auf Geschäftsreise oder fährt er in den Urlaub, dann summieren sich die Zahlen natürlich nicht unerheblich.

Integration als Schlüssel zum Erfolg am Beispiel von ChargeNow

Um dieses Lade-Dilemma für den Kunden zu lösen, müssen die unterschiedlichen Voraussetzungen an den Ladestationen zusammengeführt und dem Kunden somit leicht verständlich gemacht werden.

Die Lösung ist hierbei die Integration der unterschiedlichen Technologien.

BMW hat dieses Problem erkannt und bietet zu seinen Elektrofahrzeugen den Mobilitätsservice ChargeNow an. Hierdurch wird dem Kunden der Einstieg in die Elektromobilität erleichtert, indem ihm ein einfacher und leicht verständlicher Zugang zur Infrastruktur beim Laden im öffentlichen Bereich ermöglicht wird.

ChargeNow baut auf einer Plattform auf, die technische Schnittstellen in die einzelnen Netzwerke der Betreiber aufbaut und somit die unterschiedlichen Angebote integriert. Der Kunde bekommt so ein städte- und länderübergreifendes Produkt angeboten:

  • mit einer Zugangskarte
  • einem leicht verständlichen Preismodell
  • und einer gesammelten Abrechnung am Monatsende

BMW ChargeNow ist damit ein typisches Beispiel für “ IT enables Business“.

Ein Blick in die technische Plattform von ChargeNow – Herausforderungen und Lösungen

Wir von doubleSlash haben BMW in den letzten zwei Jahren in diesem Umfeld im IT-Design und in der Entwicklung begleitet.

Ein Blick in diese technische Plattform und die Lösung, die wir mit ChargenNow mitaufgebaut haben, zeigt, welche Themengebiete und Herausforderungen dahinterstecken – und wie sie gemeistert wurden: Notwendig ist zum einen der Abgleich der Authentisierungsmethoden und der Aufbau eines Customer Data Managements, um den Kunden ein zentrales Produkt anzubieten und dieses Abrechnen zu können. Grundvoraussetzung für die Abrechnung ist die Abstimmung der Charge Detail Records, die nach jedem Ladevorgang von den Betreibern der Stationen geliefert werden. Entscheidend dabei ist z.B. die Frage, ob auf Kilowattstunde (kWh) oder Park- bzw. Ladezeit abgerechnet wird.

Zur Absicherung dieses Konzepts wurden – unter Berücksichtigung der rechtlichen Anforderungen und Rahmenbedingungen – Service Level Agreements definiert und dann schlussendlich in einzelnen Interface Contracts abgeschlossen. Natürlich immer mit Blick auf eine Integration in die bestehende Produkt- und Systemlandschaft bei BMW.

Fazit: ChargeNow verfolgt einen Ansatz, der die Benutzerfreundlichkeit nach vorne stellt, weil die Lösung aus Kundensicht betrachtet wird. Die Vision von einer Mobilitätskarte als zentraler Touchpoint zum Kunden, der beliebig viele Kontaktpunkte abdeckt, könnte mit der Schnittstellenintegration Wirklichkeit werden. Denn Mobilität heißt für den Kunden ja auch nicht nur Zugang zur Infrastruktur beim öffentlichen Laden, sondern kann durch Schnittstellen zu anderen Services und Dienstleitung beinahe beliebig erweitert werden. Beispiele dafür sind der Zugang zum öffentlichen Nahverkehr oder die Integration weiterer Services wie z.B. die Autowaschanlagen. Die technische Grundlage, welche durch die Vernetzung der unterschiedlichen Angebote geschaffen wurde, eröffnet für die Akteure im Produkt- und Innovationsmanagement unzählige Chancen und Möglichkeiten.

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