Augmented Reality (AR): Was ist hier der aktuelle Status Quo?

03.05.2018

In den letzten Jahren ist immer wieder das Thema Augmented Reality (AR) in den Medien aufgetaucht und die Technologie als absoluter Hype vermarket worden. Besonders Pokémon Go und Snapchat Filter machten das Thema rund um AR populär. In letzter Zeit war jedoch wieder weniger von AR zu hören. Es stellt sich die Frage, welches Potential diese Technologie um die erweiterte Realität bietet. Da auch bei doubleSlash Augmented Reality und Virtual Reality (RA) Applikationen für IoT Programme entwickelt werden, haben wir das Thema ständig im Blick.1

Aber der Reihe nach:

Als Augmented Reality wird eine erweiterte computergestützte Wahrnehmung bezeichnet, bei der die reale und virtuelle Welt miteinander verschmelzen. Textinformationen, Grafiken und gar Animationen werden in Echtzeit in die reale Welt eingeblendet. Dabei reichen die Anwendungsbeispiele vom Informationsfluss aus unmittelbarer Umgebung (zum Beispiel zusätzliche Produktinformationen), über eine in das Sichtfeld eingeblendete Navigation bis in die Welt der Computerspiele.2

Augmented Reality soll künftig produktiven Nutzen in der Praxis bringen

Im Gartner Hype Cycle aus dem Jahr 2017 hat die AR Technologie die Spitze der überzogenen Erwartungen überstanden und ist nun im Tal der Ernüchterung angekommen. Dies ist zunächst nichts Schlechtes, sondern bedeutet, dass die Einschätzungen nun realistischer und weniger gehypt betrachtet werden. Gartner prognostiziert zudem einen produktiven Nutzen in der Praxis für die nächsten fünf bis zehn Jahre.3 4

Kaum ein Produkt wurde in der Vergangenheit so stark mit dem Thema AR verknüpft wie die Google Glasses. Dabei sind die Google Glasses eine AR-Brille der ersten und einfachsten Version von Augmented Reality: Einblenden von Textinformationen und Daten. Dass die Umsetzung der Technologie diverse Herausforderungen mit sich brachte, zeigt die Tatsache, dass der offizielle Markstart des im Jahr 2012 vorgestellten Produktes mehrfach verschoben wurde und erst ab April 2014 im Rahmen eines Betaprogramms zu bestellen war. Auf den Markt kam die fertige Brille trotz mehrfacher Ankündigungen nicht und der Verkauf wurde im Januar 2015 eingestellt. Google-Finanzvorstand Patrick Pichette bezeichnete daraufhin Google Glass als einen Flop, der die Erwartungen nicht erfüllt habe. Hier ein Video zum Google Glasses Project:

https://www.youtube.com/watch?v=JSnB06um5r4

AR wird jedoch viel mehr Potential zugesprochen, als reine Textvisualisierung im Blickfeld einer Brille. AR ermöglicht das Abspielen von Videos und Filmen, von Animationen und Sound, aber auch das Anzeigen von Bildern und Text sowie viele weitere Datentypen, die in Interaktion mit dem Nutzer stehen. Die Steuerung erfolgt dabei über das Tracking von Kopf- und Augenbewegungen sowie über Gesten und Spracherkennung.5 Es gibt zahlreiche Ideen und Anwendungsfelder für AR in den unterschiedlichsten Branchen. Hier findet sich eine Liste mit noch mehr AR Use Cases aus den unterschiedlichsten Bereichen wie Medizin, Sales oder auch der Industrie.

Die Herausforderung ist nicht, Ideen und Use Cases für AR zu finden, sondern viel mehr die Technologie in Software und Hardware soweit zu entwickeln, dass diese für die praktische Anwendung realistisch und massentauglich wird. AR bringt viel „Science Fiction Magie“ mit sich, die mit aktueller Hardwaretechnologie noch nicht erfüllt werden kann.

Diese AR Brillen sind bereits auf dem Markt verfügbar

 
Derzeit gibt es eine Hand voll AR Brillen auf dem Markt, welche für den Endnutzer verfügbar sind. Dazu zählen die Microsoft HoloLens, Vuzix M 100, und Epson Moverio BT-200. Auf die Eigenschaften dieser drei AR Brillen werde ich im Folgenden eingehen:

  • Microsofts HoloLens erfasst den Raum in Echtzeit in 3D und platziert visuell glaubhaft digitale Objekte darin, die wie Hologramme wirken können. Die HoloLens verfügt über einen starken Rechner mit integriertem Kühlsystem. Sensoren erkennen Handbewegungen und übersetzten diese in die AR Welt. Die Microsoft HoloLens kämpft jedoch mit einem geringen Sichtfeld und der eher klobigen Form, welche im Unternehmenskontext potentiell einsetzbar ist, jedoch noch nicht alltagstauglich erscheint. Die HoloLens ist derzeit nur in der Development Edition auf dem Markt für satte 4000 US Dollar verfügbar.6
  • Die Vuzix M 100 ist eine AR Brille, die seit 2014 in den USA und Großbritannien auf dem Markt ist und für ca. 1000 US Dollar erworben werden kann. Mittlerweile ist das Folgemodell Vuzix M 300 für 2000 US Dollar verfügbar. Die nur 300 Gramm leichte Brille ist kleiner und komfortabler zu tragen als die HoloLens. Sie verfügt über einen Lautsprecher sowie zwei „Noise Cancelling Microphone“, sodass Hintergrundgeräusche bei der Sprachsteuerung ausgeblendet werden. Des Weiteren steuert man die AR Brille über Kopfbewegungen, GPS, zusätzliche Kontrollknöpfe am Bügel der Brille oder ein angeschlossenes Touchpad. Die Software ist Android und iOS basiert, sodass bereits einige Applikationen für die Vuzix M verfügbar sind, vor allem in Kombination mit einem Smartphone. Die Akkulaufzeit beträgt bis zu zwölf Stunden, externe Batterien eingeschlossen.7
  • Die Epson Moverio BT-350 kann der Nutzer für ca. 1500 US Dollar erwerben. Die halbtransparente Brille verfügt über ein Gyroskop zur Lageregelung sowie über einen Beschleunigungssensor, GPS und einer Stereokamera mit Tiefensensor. Gesteuert wird die Epson Moverio BT-350 unter anderem mit einem externen Controller, wodurch die „hands-free“ Umsetzung durch AR eingeschränkt ist. Die Brille ist sehr robust und insbesondere für den Gebrauch in der Industrie, aber auch in der Kunst und Kultur, entwickelt. Die Android-basierten Softwareanwendungen werden unter anderem von unabhängigen Softwareanbietern (ISVs) entwickelt.8

 

Wie geht es weiter mit AR?

Nun stellt sich die Frage, ob im Jahr 2018 die Hardware soweit auf dem Markt kommt, dass sich AR als Technologie durchsetzen kann.

Bereits im Vorfeld des Mobile Wold Congress (MWC) in Barcelona Ende Februar 2018 haben Smartphone-Hersteller ihre neuen Flaggschiffe vorgestellt. Besonders deutlich zeigt sich der Trend zu Doppelkameras auf der Smartphone-Rückseite, welche in Verbindung mit dem AR Framework von Google, ARCore, interessant werden können. Mit ARCore möchte Google die erweiterte Realität auf die Smartphones bringen. Derzeit ist die Technologie mit 13 Smartphones kompatibel, Tendenz steigend. Langfristig gesehen soll die AR-Technologie jedoch nicht nur auf dem Smartphone abgebildet sein, sondern in komfortablen Brillen, und so ihr ganzes Potential zu entfalten. Mit der Smartphone-AR sollen Use Cases bereits getestet werden. Sozusagen ein Schritt zurück um anschließend zwei Schritte vorwärts zu gehen. Googles Hardware-Chef Rick Osterloh bestätigt im Interview mit dem Telegraphen, dass sie „versuchen herauszufinden, wie man Augmented Reality besser erleben kann als nur mit dem Smartphone“.9

Aber auch im Hinblick auf AR in Brillen gibt es einige Ankündigungen über Produkte, die derzeit in der Entwicklung sind und demnächst auf den Markt kommen sollen.

Das Unternehmen Magic Leap plant nun den Hardware-Markt auf den Kopf stellen. Zwei Milliarden US Dollar hat das Unternehmen von Kapitalgebern wie Google oder Alibaba eingesammelt, um eine neue AR-Brille zu entwickeln. Um die Magic Leap One Brille, die 2018 bereits erscheinen soll, hüllt sich jedoch ähnlich viel Schweigen wie um neue Apple Produkte. Über die technischen Details kann nur spekuliert werden. Jedoch sind Journalisten, die einen Prototyp testen durften, begeistert über die Darstellungsqualität. Ist die Magic Leap der neue Hoffnungsträger für AR? Technologisch gesehen arbeitet die Magic Leap mit der Lichtfeldtechnik, die den großen Vorteil bringt, dass sie Tiefeninformationen besser darstellen kann und nicht über einen fixen Fokus verfügt. Dadurch soll natürlicheres Sehen ermöglicht werden und die entstehende Übelkeit bei Nutzung reduzieren. Dies war zuletzt einer der Hauptkritikpunkte an AR Brillen war. Nachteil der Lichtfeldtechnik ist jedoch die hohe benötigte Rechenleistung für das Rendern der Bilder.

Auch die Microsoft HoloLens ist noch im Entwicklungsstadium. Die Meta 2 von Meta Vision soll im dritten Quartal 2018 auf den Markt kommen und kann als Konkurrenzprodukt zur HoloLens gesehen werden. Auch Google entwickelt weiter und hat eine neue AR Brille im Rahmen von „Project Aura“ angekündigt. Dabei kann Google aus Erfahrungen mit der Google Glasses lernen und hat zudem Zugriff auf Daten aus Google Cardboard und Project Soli.

Oculus-Manager Jason Rubin erwartet für AR Hardware eine ähnliche Marktentwicklung wie bei Virtual Reality (VR)-Brillen: “Bei AR wird es wie bei VR sein. Der Hype am Anfang ist riesig und kann nicht erfüllt werden. Die Geräte sind teuer und es gibt wenig Inhalte. Dann kommt die Krise, so ähnlich wie es bei VR aktuell der Fall ist, und nach ihr kann eventuell der Massenmarkt erreicht werden. Das spiegelt die Entwicklung von VR wieder”, sagt Rubin.10

Microsoft CEO Satya Nadella prognostiziert AR gemeinsam mit künstlicher Intelligenz (KI) und Quantencomputer als „technologischen Dreiklang“ der die Zukunft der Computer prägen wird. Die Investitionen sollen sich wohl erst zu einem späteren Zeitpunkt bezahlt machen, dafür dann umso mehr: Die AR-Brille soll eines Tages so populär sein wie das iPhone im Smartphone-Markt und andere Computer vom Markt drängen.

Es liegt nun an Softwareentwicklern, Applikationen für AR zu entwickeln, sodass die derzeit und künftig verfügbare Hardware in Kombination mit AR Softwareanwendungen für den privaten und kommerziellen Nutzer massentauglich und kostengünstig verfügbar ist. Denn nur wenn die Kombination von AR Hardware und AR Software optimal und für vielfältige Anwendungsszenarien auf dem Markt erscheint, ist sie für die Masse der Anwender interessant und wird sich letztendlich durchsetzen.

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Quellen und Anmerkungen:

1 https://www.doubleslash.de/leistungen/connected-services/iot-partner/ptc-thingworx/ ^

2 https://www.golem.de/specials/augmented-reality/ ^

3 https://www.gartner.com/smarterwithgartner/top-trends-in-the-gartner-hype-cycle-for-emerging-technologies-2017/ ^

4 www.gartner.com/newsroom/id/3784363 ^

5 http://www.aberdeenessentials.com/opspro-essentials/augmented-reality-energizes-smart-manufacturing/ ^

6 https://www.microsoft.com/de-de/hololens ^

7 https://www.vuzix.com/Products/m300-smart-glasses ^

8 https://www.epson.de/insights/article/epson-moverio-bt-350-der-moderne-tour-guide ^

9 https://www.vrnerds.de/mwc-2018-doppelkameras-und-ar-im-fokus/ ^

10 https://mixed.de/exklusiv-oculus-manager-spricht-ueber-die-zukunft-von-ar-und-vr/ ^

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Ein Kommentar zur “Augmented Reality (AR): Was ist hier der aktuelle Status Quo?

  1. Also ich denke das AR-Brillen werden sich langsam weiter verbreiten, aber vor allem für professionelle Anwendungen, wie bisher auch schon die von Epson. Im Consumer-Bereich wird sich wahrscheinlich erst nach jetzt wirklich was tun. (Denn es gibt jetzt preiswerte optische AR-Brillen und es mache Sinn die AR-Brillen Auszuleihen in groesseren Mengen , z.B. als Museums-Guide oder für individuell angepasste Untertitel im Theater oder Kino.)

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