Datenschätze finden: Von Datenverfügbarkeit und Datennutzung in unserer Gesellschaft – und was hier noch möglich ist

28.07.2022

Jeder von uns trifft täglich Entscheidungen. In Unternehmen und Politik besteht vielfach der Anspruch, dass diese Entscheidungen datenbasiert getroffen werden, um die Realität möglichst gut zu erfassen und darauf aufbauend zielgerichtete Maßnahmen auszuwählen.

Für alle erdenklichen Fragestellungen braucht es also Daten, aus denen Information für Entscheidungen abgeleitet werden. Zusätzlich nutzt fast jeder (digitale) Services, die auf Daten basieren. Doch: Wo kommen diese Daten her? Klar, man kann sie selbst erheben. Das kann jedoch von sehr aufwendig, bis zu für Einzelpersonen unmöglich sein. Man kann auch bereits vorhandene (z.B. öffentliche) Daten nutzen, die von anderen zur Verfügung gestellt wurden. Wir kennen das von unseren Kunden und haben es schon in Blogbeiträgen beschrieben: Dazu muss sie erstmal jemand zur Verfügung stellen.

Data Driven bedeutet Change – für Unternehmen und Gesellschaft

In Unternehmen sorgen Initiativen entsprechend der Strategie dafür, „data driven“ zu werden. Wir wissen aus Erfahrung: Das ist ein langer Weg. Vor allem um die Menschen für die Veränderung zu sensibilisieren, die ein Bewusstsein für den Wert von Daten schafft und den Nutzen und das Teilen von Daten als Grundlage und Folge hat.

Und nun stellen wir uns vor, wir wollen diese Veränderung nicht nur bei Beschäftigten eines Unternehmens fördern sondern gleich bei der „Gesellschaft“ oder den zahlreichen Beschäftigten der öffentlichen Verwaltung in jeglichen Ebenen und Bereichen. Das Grundverständnis, was man mit Daten Nützliches tun kann, ebenso wie die Darstellung und das Lesen von Dashboards hat in den letzten Jahren, vor allem durch die Pandemie, einen Schub bekommen. Doch die Übertragung auf den eigenen Wirkungskreis klappt nicht immer. Wie kann ein Verständnis geschaffen und gestärkt werden, dass ohnehin vorhandene Daten auch anderen Nutzern zur Verfügung gestellt werden und so Ideen entstehen, wie Daten in gesellschaftlich sinnvoller Weise genutzt werden?

Datenverfügbarkeit am Beispiel öffentliche Verwaltungen

Mit Daten aus der öffentlichen Verwaltung haben wir als Bürgerinnen und Bürger in der Regel wenig Kontakt. Dabei enthalten die großen Mengen vorhandener Daten viel Information für verschiedenste Fragestellungen. In den Verwaltungen wiederum fehlt oftmals an Know-how und Bewusstsein, welcher potentielle (Daten-)Schatz gehütet wird und wie dieser der Bevölkerung oder auch anderen Verwaltungsbereichen zugänglich gemacht werden kann. Dies kann entweder zwischen Verwaltungen auf detaillierter Ebene mit Genehmigung des Bürgers erfolgen. Der Vorteil für den Bürger besteht dann darin, dass er bereits übermittelte Daten nicht weitere Male übermitteln muss. Oder Daten auf aggregierter Ebene, die auch außerhalb der Verwaltung Nutzen stiften können, weil sie vielfältige Informationen liefern können, z.B. über die Bevölkerungsstruktur, Mobilität oder Infrastruktur.
Ein groß angelegter Versuch, eine Grundlage für die Nutzung von Verwaltungsdaten zu legen, ist die 2021 im Bundeskabinett verabschiedete Open Data Strategie. Darin ist festgelegt, dass öffentlich erhobene Daten, die nicht personenbezogen sind und keine sicherheitsrelevanten Informationen enthalten, grundsätzlich geteilt werden sollen.

Der Staat soll damit zum Vorreiter gemacht werden, um datengetriebenes Wirtschaftswachstum zu erreichen, einen Beitrag zu zivilgesellschaftlichen und ökologischen Initiativen zu leisten und Effizienzgewinne in der öffentlichen Verwaltung zu ermöglichen. Gerade Letzteres zielt zwar auf verwaltungsinterne Prozesse ab, kann aber Anknüpfungspunkte von Bürgerinnen und Bürgern mit der Verwaltung erheblich verändern. Denn bisher müssen Daten an verschiedenen Stellen neu erhoben oder aufwendig übermittelt werden.
Auch bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle können Verwaltungsdaten eine wichtige Informationsquelle sein. Durch die Wertschöpfung aus den Services kann sowohl das Wirtschaftswachstum als auch Initiativen unterstützt werden.

Datenverfügbarkeit und Datennutzung: Hier ist Förderung gefragt

Neben verschiedensten Maßnahmen zur Förderung des Datenangebots, beispielsweise dem Betrieb einer Plattform zur zentralen Bereitstellung der Daten, sind auch Maßnahmen zur Förderung der Datennutzung wichtig. Dies geschieht beispielsweise durch das Präsentieren von Services. Zu nennen ist Open Data Berlin. Die Informationsstelle des Landes Berlin soll die Mitarbeitende der Verwaltung beim Teilen von Daten unterstützen und damit eine Grundlage für mögliche digitale Services legen. Auch für die Nutzung der Daten gibt es Förderungen verschiedener Stellen.

Ein Beispiel ist die Übersicht der Berliner Badestellen. Besonderheit ist hier, dass zu den bereits offen zugänglichen Daten, noch weitere Daten aus dem Gesundheitsamt und der Wasserbetriebe ergänzt wurden – derartiges kommt bisher selten vor. Die Informationsseite für die Öffentlichkeit ist aus einem Projekt heraus entstanden, das die Badegewässerqualität tagesgenau u.a. anhand des Wetters modellieren sollte, statt nur alle zwei Wochen die Qualität vor Ort zu messen. Das Projekt zur Modellierung basierte auf der Erfahrung, dass bestimmte Badestellen nach (Stark-)Regen besonders von Verschmutzung betroffen sind. Diese Informationen aus den Modellen wurden nicht nur der Verwaltung, sondern auch der Bürgerschaft in übersichtlicher Form bereitgestellt.

Datenschätze
Quelle: https://www.badestellen.berlin.de/#/detail/40

Bei der Bereitstellung von Daten gibt es auch Anwendungen, die neben der öffentlichen Verwaltung zusätzlich auf Bürgerinnen und Bürger als Datenlieferant:innen setzen. In einem Beispiel geht es um Sensordaten, z.B. zur Messung der Lautstärke in einem eng definierten Kiez und mit zeitlichen Abhängigkeiten.

Zusätzlich zu strategischen Lärmkarten mit öffentlichen Daten, kann das ein detaillierteres Bild ergeben in Abhängigkeit von Uhrzeit oder bestimmten lokalen Begebenheiten. Die Abbildung zeigt eine Lärmkarte im Tagesverlauf entsprechend der Messungen an den verschiedenen privaten Messstationen.

Sensordaten
Quelle: https://stories.stadtpuls.com/wrangelkiez

Nun ist diese Darstellung der privaten Sensordaten ein Beispiel mit aktuell sehr wenigen Sensoren. Wichtig ist allerdings der Weg: ein Portal anzubieten, über das ein breites Publikum eigene Sensordaten teilen und gemeinsam mit den Sensordaten anderer r eine datengetriebene Aussage treffen können. Stück für Stück wird so die Datenkultur in der Bevölkerung gestärkt.

Datenverfügbarkeit in Mobilitätsprojekten

In Baden-Württemberg ist das Verkehrsministerium aktiv im Bereich der Datensammlung und -bereitstellung. Auch wenn es nicht groß beworben wird, so ist MobiData BW immerhin für entsprechend Interessierte ein Begriff und hat auch schon zahlreiche Preise bekommen. Hier handelt es sich um Mobilitätsdaten, die auch Verwendung in (Mobilitäts-)Apps finden.

Wer sich mit Mobilitätsdaten beschäftigt, hat evtl. schon vom Mobility Data Space gehört. Dieser hat ganz im Kern einen ähnlichen Gedanken wie die MobiData BW oder andere „Open Data Initiativen“. Durch die Beteiligung großer Konzerne aus Automobilwirtschaft und öffentlichem Verkehr sind die Player schwergewichtig. Zwar gab es eine massive Förderung durch Ministerien, zudem sind Bundesländer als Gesellschafter beteiligt. Die beteiligten Großunternehmen allerdings werden einen deutlichen Druck in Richtung Nutzbarkeit der Daten haben. Die daraus entstehenden Services kommen dann von den Herstellern an uns Kundinnen und Kunden. Dieser Kunde wird nicht wissen, dass der Service durch groß angelegtes Teilen von Daten in einem Portal möglich wurde. Für die beteiligten Unternehmen allerdings lassen sich Synergien heben durch Datennutzung bei (digitalen) Geschäftsmodellen und machen dadurch manch aufwendige Datenerhebung und Bereitstellung für weitere Services erst möglich.

Fazit: Sichtbarkeit schaffen für mehr Datenverfügbarkeit im öffentlichen Raum und in Unternehmen

Für das Bewusstsein einer „Data Driven Gesellschaft“ ist es wichtig zu hören, was mit geteilten Daten möglich wird. Dies geschieht dadurch, dass man darüber spricht und Services vorstellt. Beim Blick auf das Portal GovData sind im Showroom einige Berliner Projekte, aber auch aus einzelnen Städten.
Auch in BW gibt es digitale Angebote, insbesondere für Verwaltungsvorgänge entsprechend der Digitalisierungsstrategie. Eine Hall of Fame, was aus den massenhaft vorhandenen Daten in Verwaltungen möglich ist, ist leider nicht auffindbar. Das ist sehr schade! Nicht zuletzt, weil die Projekte oftmals mit viel Steuergeld gefördert wurden. Bei dem Beispiel der Berliner Badestellen zeigt sich, dass es erst durch die Bereitstellung des digitalen Angebots möglich wurde, die Ergebnisse des ebenfalls staatlich geförderten Projekts der statistischen Modellierung für alle tagesaktuell nutzbar zu machen.
Ein Grundverständnis für das Teilen und Nutzen von Daten ist nicht selbstverständlich und auch über die Gesellschaft hinweg sehr ungleich verteilt. Allerdings ist es nicht unveränderbar. Eine öffentliche Verwaltung braucht genauso wie Mitarbeitende in Unternehmen Unterstützung bei der Nutzung und dem Teilen von Daten. Wenn die Gesellschaft oder auch Beschäftigte in einem Unternehmen mit den Dashboards und Services etwas anzufangen weiß, dann wird es immer üblicher, den Wert von Daten zu erkennen und dadurch auch die Bereitschaft zum Teilen von Daten zu erhöhen. Mit entsprechender Unterstützung in den Verwaltungen kann dadurch ein reichhaltiges Datenangebot entstehen.

 

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Quellen:

https://www.govdata.de/
https://berlinopensource.de/projekt/badestellen/
https://stories.stadtpuls.com/wrangelkiez
https://www.mobidata-bw.de/
https://www.mobidata-bw.de/

 

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