ChatGPT: KI-Power im Anforderungsmanagement
Aktuell gibt es eine Entwicklung, die sich deutlich aus der Masse abhebt und die Aufmerksamkeit von fast jedem auf sich zieht. Richtig, wir meinen künstliche Intelligenz (KI) – um genau zu sein, textbasierte KI-Anwendungen. Und noch präziser: ChatGPT.
So nutzen aktuell knapp 68 Prozent der Befragten einer Statista Umfrage zur Nutzung von KI-Anwendungen (April 2023) bereits textbasierte KI-Anwendungen, wie beispielsweise ChatGPT. ChatGPT ist ein Paradebeispiel für den rasanten Fortschritt in der KI-Forschung und -Entwicklung. Ursprünglich als Chatbot konzipiert, könnte sich ChatGPT in Zukunft dank kontinuierlicher Forschung und Verbesserungen zu einem vielseitigen Werkzeug entwickeln, das in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden kann (siehe Grafik, Stand 11.07.2023).
Abbildung 1: Popularität von KI-Anwendungen, Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1176437/umfrage/nutzung-von-kuenstlicher-intelligenz-in-deutschland-im-alltag/
Wir haben uns gefragt, wie ChatGPT auch im Anforderungsmanagement eine große Hilfe darstellen kann. Um diese Möglichkeiten zu veranschaulichen, haben wir den Chatbot mit konkreten Beispielen getestet. Die Ergebnisse waren beeindruckend und zeigen das Potenzial von KI-Anwendungen im Anforderungsmanagement. So kann die Nutzung der KI-Anwendung überaus hilfreich sein bei der Auflistung von Domänenwissen, aber auch bei der Konzeption von Anforderungen oder Diagrammen. Wir freuen uns darauf, unsere Erkenntnisse mit euch zu teilen.
Wenn KI zum Domänenexperten wird: ChatGPTs außergewöhnliches Know-how
Zunächst haben wir ChatGPT nach Begriffen aus dem Bereich „E-Mobility“ gefragt. Zu Beginn eines Projektes kann ChatGPT dabei behilflich sein, einen ersten Einstieg in eine Domäne zu erlangen. Hierbei sind vor allem häufig verwendete Begriffe und Abkürzungen von Relevanz. Das Ergebnis war sowohl plausibel als auch erstaunlich vielfältig.
ChatGPT: Der virtuelle Assistent für exzellente Anforderungsumsetzung
Als IT-Consultants stehen wir meist vor der Herausforderung, eine umfassende Anforderungsliste zu erstellen. Insbesondere zu Beginn eines Projekts ist es von großem Vorteil, zusätzlichen Input von „außen“ einzuholen, um mögliche Lücken in den Anforderungen zu identifizieren und zu schließen. Die Bezeichnung „EMSP“ im folgenden Beispiel steht für „Electro Mobility Service Provider“.
ChatGPT meets Diagramme: Die Fusion von Intelligenz und Grafik
Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Diagramme sind daher ein unverzichtbares Werkzeug, um Prozesse, Architekturen oder Datenmodelle übersichtlich darzustellen. Hierfür gibt es unter anderem Tools wie PlantUML oder Mermaid, welche es uns ermöglichen Diagramme in textueller Notation zu erstellen und anschließend automatisch in eine grafische Veranschaulichung übertragen zu lassen.
Mithilfe von ChatGPT können so auch Diagramme erstellt werden. Vermutlich funktioniert das bei komplexen Prozessen noch nicht optimal, aber um ein erstes Grundgerüst zu erstellen, kann es bereits jetzt eine Hilfe sein. Es kann dabei allerdings durchaus vorkommen, dass es beim Rendern zu Problemen kommt, da die Syntax nicht immer zu 100 % eingehalten werden kann.
„Bitte erstelle mit PlantUML Syntax ein Sequenzdiagramm, das den Ablauf eines Ladevorgangs beschreibt. Die Akteure sind: Kunde, Ladestation, CPO-, EMSP-Backend.“
Zudem haben wir uns zu einem Brainstorming zusammengefunden, um weitere potenzielle Einsatzfelder zu identifizieren, die aus unserer Sicht aktuell oder zukünftig möglich sein könnten. Im Folgenden sind die Ergebnisse dargestellt:
- Unterstützung bei Brainstormings zur Generierung erster Ideen
- Planung und Strukturierung von Workshops und/oder Vorträgen
- Entwicklung von Datenmodellen
- Umwandlung von Textformulierungen in Diagramme
- Erstellung von Anforderungslisten für spezifische Use Cases
- Widersprüchliche Anforderungen identifizieren
- Datenextraktion: Umwandlung von Textinformationen in Listenformate
- User Storys schreiben auf Basis von Anforderungen
- Kompakte Zusammenfassung umfangreicher Texte
- SQL-Statement erklären lassen
- „Schnelles Googeln“
- Mails vorformulieren
- Generelle Unterstützung bei der Überwindung von Denkblockaden und Vorschläge für erste Lösungsansätze bei Problemen
Die neue Ära der Werkzeuge für unseren Alltag
Es ist erstaunlich, was bereits jetzt möglich ist und es ist absehbar, dass KI sich noch viel tiefer als ohnehin schon in unseren Alltag integrieren wird. Vielleicht wird es in der Zukunft genauso wichtig sein, gute „Prompts“ (Input Aufforderungen) für einen Chatbot zu schreiben, wie das Verwenden von Excel, Confluence oder anderen Tools. Denn KI und insbesondere ChatGPT wird in Zukunft weiterentwickelt werden. So soll die aktuelle ChatGPT Version 4 bereits in der Lage sein, das bayrische Abitur mit einer durchgehend guten Leistung zu bestehen. Während die Vorgängerversion noch mit teils sehr schlechten Noten bewertet wurde, löst die nachfolgende Version die Abituraufgaben sehr akkurat.
Dennoch sollte man die vorgeschlagenen Lösungen von ChatGPT stets selbst und kritisch überprüfen, da die Antworten vom System noch nicht auf Korrektheit validiert werden können. So schreibt der Chatbot auf Rückfrage auch Zusammenfassungen von Büchern, die es gar nicht gibt oder erfindet nicht-existente Quellen. Aus unter anderem diesen Gründen sollte sämtlicher Input selbstständig plausibilisiert werden. Außerdem dürfen auf Basis getroffener NDAs (Geheimhaltungsverträge) keine Kundendaten/-Informationen verwendet werden, ähnlich wie bei der Verwendung von Online-Übersetzungsprogrammen. Aber auch dafür werden zukünftig sicherlich Lösungen gefunden werden. Spannend wird es auch dann, wenn z. B. lokal ein Confluence eingespeist werden kann, um darauf aufbauend mit dem Chatbot zu arbeiten.
Co-Autor: Dennis Wagenblast
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