ConnectedBike: Ist die Digitalisierung der Fahrradbranche eine Erfolgsstory?

29.10.2021

Die Fahrradbranche steckt mitten in der Digitalisierung, so ziemlich jeder OEM (Original Equipment Manufacturer) und E-System-Lieferant hat mittlerweile digitale Funktionen auf der Roadmap.

Schaue ich auf meine Arbeit der letzten 24 Monate in der Fahrradindustrie zurück, stelle ich fest: Die digitalen Strategien der Unternehmen ähneln sich. In wenigen Jahren werden vermutlich sehr viele E-Bikes Funktionen wie Diebstahl-Tracking oder Software-Over-the-Air haben.

Ob Kund:innen nun aufgrund dieser Funktionen zu bestimmten Bikes greifen und sogar freiwillig einen Aufpreis zahlen, halte ich für fraglich.

Welche ConnectedBike Funktion wird also der ersehnte Game Changer? Welche Funktionen werden Kund:innen in Zukunft überzeugen? Auf dieser Suche habe ich viele kuriose Ideen gehört, überzeugt haben mich bisher die wenigsten.

Ich möchte deswegen nach mehreren Jahren Beratung drei zentrale Aspekte teilen, die einen Impuls geben sollen, Features anders zu durchdenken oder sogar eine andere Sicht auf die Digitalisierung von Fahrrädern legen. Digitalisierung ist mehr, als Fahrradfahrer:innen während einer Tour Features anzubieten, die vielleicht gar nicht zu ihren Bedürfnissen passen.

Der Nutzen des ConnectedBike: Was wollen Fahrradfahrer:innen wirklich?

Das Fahrrad ist ein spezielles Produkt. Seit Beginn meiner Arbeit in der Fahrradindustrie ist das zu spüren. Fahrradfahren ist nicht nur Mobilität, sondern eben auch Life-Style. Alle Beteiligten stecken viel Herzblut in ihre Arbeit. Das führt aber auch dazu, dass bei Feature Entwicklungen oft die persönlichen Bedürfnisse und die eigene Fahrradrealität im Fokus stehen. Es ist nicht einfach, basierend darauf objektiv Ideen zu bewerten und Produktentscheidungen zu treffen. Auch ich stelle das immer wieder an mir selbst fest.

Die Lösung liegt aber in den echten Bedürfnissen der Kund:innen. Es ist daher wichtig, ehrlich mit der Zielgruppe zu sprechen und gut zu beobachten. Brauchen diese Menschen wirklich ein größeres Display? Welche Hinweise sind während der Fahrt wirklich wichtig? Welche Dienste werden bereits genutzt?

Neue Ideen sollten gemeinsam mit der Zielgruppe entwickelt und dann so konkret wie möglich besprochen werden. Einfache Skizzen helfen da oft mehr als Slides voller Text. Hier kann man von der Passion aller Beteiligten profitieren, wenn sie zielgerichtet eingesetzt wird.

Auch wenn’s schwer fällt: Lösungen simplifizieren

Nachdem ich mit zahlreichen OEMs und E-System-Anbietern in Projekten arbeiten durfte, ist uns ein Muster aufgefallen: Roadmaps sind vollgepackt mit allen möglichen Lösungen, die rund um das ConnectedBike in der Branche diskutiert werden. Dabei unterscheiden sich die Pläne der Unternehmen kaum. Oftmals lieget die Herausforderung darin einen roten Faden, eine Produkt-Vision bzw. Produkt-Story zu entwickeln.

Schauen wir uns erfolgreiche digitale Produkte an, so sind diese vor allem durch Einfachheit und dem Credo „weniger ist mehr“ geprägt. Sind die echten Bedürfnisse der Kund:innen erst einmal erkannt, können wenige hochwertige Funktionen entwickelt werden, die genau diese Bedürfnisse befriedigen. Dieser Ansatz wird erfolgreicher sein, als sich zu viel in der Roadmap aufzuladen.

Muss beispielsweise wirklich die nächste Navigationslösung ins System gebracht werden, obwohl dieser Bedarf bereits durch Google Maps und Komoot gedeckt ist? Will man mit diesen Lösungen in den Wettbewerb treten? Welche Vorteile hätte das und zu welchen Kosten? Diese Fragen sowie agile Vorgehensweisen helfen dabei, nicht am Bedarf vorbei zu entwickeln.

Erfolgreiche Digitalisierung sind nicht nur Features am Bike – Vor allem Daten schaffen große Potenziale

Vor allem für die privaten Fahrradfahrer:innen sucht die Industrie nach Features, die das Fahrradfahren revolutionieren und neue Einnahmequellen ermöglichen sollen. Das ist aber schwieriger als zunächst angenommen.

Die entscheidende Frage bei der Umsetzung von allen digitalen Features ist: Welche Daten können uns helfen? Ob beispielsweise die Produktentwicklung in Zukunft profitiert oder der Handel, in vielen Bereichen stecken Potenziale, die mit entsprechenden Daten und Vernetzung von Systemen optimiert werden können. Digitalisierung bedeutet, auch ins eigene Unternehmen zu schauen und diese Potenziale zu identifizieren.

Natürlich müssen Regularien eingehalten werden, daran besteht kein Zweifel. Dennoch können mit den richtigen Technologien anonyme Daten so gespeichert und verarbeitet werden, dass aus ihnen Wissen wird und zukünftig Entscheidungen datenbasiert und in Echtzeit getroffen werden können.

Ein Beispiel aus der Praxis zu ConnectedBike: ZF Micro Mobility

Vor allem für Anbieter von E-Systemen sind digitale Funktionen und Strategien in Fahrzeugen ein elementarer Bestandteil. So auch für ZF Micro Mobility: Welche Systeme sind notwendig und welche können wir für uns nutzen? Welche Funktionen bieten wir unseren Kund:innen an? Wie erfüllen wir rechtliche Rahmenbedingungen?

Als Partner konnten wir die ZF Micro Mobility in diesen Punkten unterstützen. Ob es die Auswahl der richtigen Systeme und Dienstleister war oder es darum ging, Roadmaps zu evaluieren und zu priorisieren. Auch die Entwicklung eigener Systeme unter Einhaltung von Datenschutzrichtlinien ist Teil unserer Zusammenarbeit.
Zukünftig soll die Vernetzung aller Systeme möglich sein, sodass Daten bei Entscheidungen helfen können. Das ist die Grundlage dafür, dass ZF Micro Mobility neben Funktionen am Rad auch die Potenziale der Digitalisierung unternehmensintern nutzen kann.

„doubleSlash unterstützt uns nicht nur bei der Software-Entwicklung, sondern ist unser Partner, wenn es darum geht die richtigen Entscheidungen in der Digitalisierung zu treffen.“
JÖRG SCHMIDT – ZF MICRO MOBILITY

 

Fazit: Digitalisierung muss vor allem eines bringen – echten Nutzen

Die Fahrradbranche ist in ihrer digitalen Entwicklung an einem sehr spannenden Punkt. Konzepte zum ConnectedBike mit digitalen Services beginnen Realität zu werden. Viele Unternehmen experimentieren, haben zahlreiche Ideen und scheitern auch hin und wieder – das gehört dazu.

Welche Features und welche Lösungen in Zukunft das Rennen machen, ist noch unklar.
Sicher ist aber, dass Software eine zentrale Rolle spielen wird. Wir als Softwareexperten bei doubleSlash sprechen immer dann von einer Erfolgsstory, wenn durch die Digitalisierung ein messbarer und echter Nutzen entstanden ist. Dieser Herausforderung sehen wir uns als Unternehmen verpflichtet.

 

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