IoT Technologien für Nachhaltigkeit: Ein entscheidender Schritt für Unternehmen

17.05.2023

Der Klimawandel ist das größte, globale Risiko der nächsten 10 Jahre – so lautet der aktuelle Bericht des World Economic Forum.1

Unternehmen tragen mit ihren CO₂-Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zur globalen Erwärmung bei. Allein der Sektor Verkehr (Straßen-, Luft- und Schiffsverkehr sowie andere Verkehrsmittel) ist für ca. 20 % der globalen CO₂-Emissionen verantwortlich.2
Wenn wir nun den Blick auf produzierende Unternehmen richten, wird schnell klar, dass sie bei der Beschaffung von Rohstoffen, der Produktion von Waren, der Auslieferung an Kunden und der Wartung von Produkten eine maßgebliche Rolle spielen. Das Potenzial zur CO₂-Einsparung ist also enorm – insbesondere im Verkehrssektor.

 

 

Nachhaltigkeit und IoT: Prozessverbesserungen durch Datenanalyse

Immer mehr regulatorische Anforderungen erfordern von Unternehmen, „Nachhaltigkeitsberichterstattung“ zu leisten. Gemäß der EU-Richtlinie „Corporate Sustainability Reporting Directive“ (CSRD), welche im Januar 2023 in Kraft getreten ist, müssen etwa 49.000 Unternehmen künftig ihre nichtfinanziellen Kennzahlen veröffentlichen.3 Im deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) wird u. a. gefordert, dass klimarelevante Emissionen sowie selbst gesetzte Ziele zur Emissionsreduzierung vom Unternehmen offengelegt werden müssen.4

Dabei helfen IoT Technologien, indem es Unternehmen dabei unterstützt, ihre Daten systematisch zu erfassen und zu berichten. Die Einhaltung dieser Anforderungen bietet Unternehmen die Möglichkeit, prozessuale Verbesserungen vorzunehmen und ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

 

Was haben IoT Technologien mit dem CO₂-Fußabdruck zu tun?

Der durchdachte Einsatz von IoT Technologien bietet eine große Chance, die bestehenden Serviceprozesse zu digitalisieren und einen „remote first“ Ansatz zu implementieren. So können produzierende Unternehmen nicht nur Kosten einsparen, sondern eben auch ihren CO₂-Fußabdruck reduzieren. Letzteres wird besonders für Unternehmen immer wichtiger. Laut einer Umfrage von Bitkom wollen 30 % der Unternehmen bereits bis 2030 klimaneutral wirtschaften.5

 

Wie Unternehmen ihren CO₂-Fußabdruck reduzieren können?

Im Folgenden nutzen wir das exemplarische Unternehmen „Medy AG“, um die Vorteile von IoT-Lösungen für relevante finanzielle sowie ökologische Kennzahlen aufzuzeigen. Besonderes Augenmerk legen wir hierbei auf die After Sales Prozesse, da unsere Erfahrung zeigt, dass hier das größte Potenzial für Verbesserungen besteht.
Die Medy AG, ein Unternehmen mit einem Maschinenpark von 250.000 Maschinen, verzeichnet jährlich insgesamt 20.000 Vor-Ort-Serviceeinsätze. Somit wird ca. 8 % der Maschinenpopulation im Feld 1x jährlich gewartet bzw. instandgesetzt.

Für jeden Serviceeinsatz fallen im Durchschnitt Personalkosten von 520 € an, was zu jährlichen Personalkosten im Service von 10,4 Millionen Euro führt. Die Servicetechniker legen bei jedem Einsatz durchschnittlich 140 km zurück und legen eine Gesamtstrecke von insgesamt 2,8 Millionen km / Jahr zurück.

 

ID Unternehmen Medy AG
1 Anzahl Maschinen im Feld 250.000 Maschinen
2 Serviceeinsätze vor Ort / Jahr 20.000 Servicetickets (Geschäftsjahr 2022)
3 Kosten für Servicetechniker /  h (Mittelwert) 65 EUR
4 Einsatzzeit pro Serviceeinsatz vor Ort (Mittelwert) 8 h
5 gefahrene Kilometer / Serviceeinsatz vor Ort (Mittelwert) 140 km
6 CO₂-Emissionen / zurückgelegten Kilometer (Mittelwert) 0,40 kg CO₂

 

Die Datenbasis stammt aus einem bekannten Kundenumfeld.
Die Datenbasis ist angenommen und baut auf Erfahrungswerten bzw. reale Daten auf.

 

Welchen Einfluss hat eine Internet of Things Lösung auf den CO₂-Fußabdruck eines Unternehmens?

Durch den Einsatz einer IoT basierten Lösung kann die Medy AG ihre Servicequalität auf ein neues Level heben und gleichzeitig ihren CO₂-Fußabdruck reduzieren.

Hier ein paar Beispiele:

  • Durch die Funktion „Remote Desktop Access“ kann die Medy AG Maschinen im Feld fernsteuern und schnell qualifizierte Diagnosen stellen. So können Probleme an der Maschine häufig in Zusammenarbeit mit dem Kunden vor Ort effektiv remote behoben werden.
  • Mit der Funktion „View Logfiles“ kann die Medy AG Maschinen-Logfiles bedarfsgerecht prüfen, Kunden bei der Lösungsfindung unterstützen. So können Fehleranalysen zielgenauer durchgeführt und direkt durch eine Anpassung in der Maschinenkonfiguration behoben werden.
  • Die Funktion „Alerting“ ermöglicht es Medy AG, eventbasierte Meldungen über den Zustand der Maschinen zu erhalten und darauf schneller und zielgerichteter zu reagieren. Die kontextbasierte Information kann dabei helfen, den Kunden darüber zu informieren, dass eine Maschine zeitnah gewartet werden muss.
  • Die Daten können zudem über eine standardisierte Schnittstelle an das unternehmenseigene CRM-System angebunden werden, um die Verfügbarkeit notwendiger Ersatzteile schnell zu prüfen und diese bedarfsgerecht zu disponieren. Der systemübergreifende Informationsfluss sorgt dafür, dass z. B. Ersatzteile einfacher disponiert werden können und die Instandsetzung somit schneller erfolgen kann.

Dank dieser Basisfunktionen kann die Medy AG ihre Servicequalität erheblich verbessern und Vor-Ort-Einsätze deutlich reduzieren.
Basierend auf diesen Zahlen ergibt sich für die „Medy AG“ ein überzeugender Ecological Case – quasi das ökologische Pendant zum Business Case:

 

Kennzahl Kalkulation IST-Zustand SOLL-Zustand
Gefahrene Kilometer für Serviceeinsätze vor Ort „Serviceeinsätze vor Ort / Jahr“ x „gefahrene Kilometer / Serviceeinsatz vor Ort“ 2.800.000 km 1.400.000 km
Personalkosten für Serviceeinsätze vor Ort „Serviceeinsätze vor Ort / Jahr“ x „Einsatzzeit pro Serviceeinsatz vor Ort“ x „Kosten für Servicetechniker / h“ 10.400.000 EUR 5.200.000 EUR
CO₂ Emissionen im Rahmen der Serviceinsätze vor Ort „Serviceeinsätze vor Ort / Jahr“ x „gefahrene Kilometer / Serviceeinsatz vor Ort“ x „CO₂ Emissionen / gefahrene Kilometer“ 1.120 t CO₂e 560 t CO₂e
Gesellschaftliche Einsparung durch CO₂ Reduktion „Eingesparte t CO₂e“ x „698 EUR“6 N/A 390.880 EUR

 

50 % der Vor-Ort-Serviceeinsätze werden in diesem Ecological bzw. Business Case durch die Digitalisierung der Serviceprozesse eingespart. Die Einsparungen für das Servicepersonal überwiegen zwar, aber auch die reduzierten CO₂-Emissionen sind signifikant und tragen zu einem stärkeren Business Case bei. Die oben genannten Szenarien basieren weitestgehend auf projektbasierten Erfahrungswerten sowie Annahmen.

 

Nachhaltigkeitssteigerung in Unternehmen: Wie IoT den CO₂-Fußabdruck reduzieren kann

Der Weg in eine bessere Zukunft beginnt meist mit der Frage, wo Veränderung notwendig und sinnvoll ist. Dafür ist es wichtig, ein fundiertes Verständnis vom aktuellen Zustand zu haben.

 

Schaubild zu bewährtem Vorgehen, um aktuellen Zustand herauszufinden
Abbildung 1: Bewährtes Vorgehen, um aktuellen Zustand herauszufinden, Quelle: eigene Darstellung

 

In unseren Projekten haben wir mit folgendem Vorgehen gute Erfahrungen gemacht:

  • Schritt 1: Ausarbeitung eines datenbasiertes Ist-Zustands, um daraus Entscheidungen und Verbesserungspotentiale abzuleiten
    • Leitfragen
      • Welche Daten liegen uns bereits vor, um eine fundierte Ist-Analyse durchzuführen?
      • Welche Prozesse bzw. Subprozesse bieten relevantes Verbesserungspotential (z. B. Zeitersparnis, Kosteneinsparung, Erhöhung der Servicequalität).
      • Wie hoch ist unser ökologischer Fußabdruck?
      • Wie könnten wir durch den gezielten Einsatz von IoT den CO₂-Fußabdruck reduzieren?
  • Schritt 2: Suchen Sie Stakeholder, die Ihr Vorhaben aktiv unterstützen
    • Leitfragen
      • Welche Personen haben ein relevantes Interesse daran, den Ist-Zustand zu verbessern?
      • Wie könnten bestimmte Stakeholder ein Pilotprojekt unterstützen?
  • Schritt 3: Identifikation eines Pilotmarkts
    • Leitfragen
      • Welcher Markt ist groß genug, um daraus neue Erkenntnisse abzuleiten und gleichzeitig nicht zu groß, um relativ schnell ein Pilotprojekt zu realisieren?
      • Gibt es mögliche Pilotkunden, die ein erhöhtes Interesse dran haben, die Servicequalität zu verbessern und gleichzeitig auch ressourcenschonender zu arbeiten?
      • Gibt es Stakeholder (siehe Schritt 2), die bei der Identifikation eines passenden Pilotmarkts helfen können?
      • Welche Kundensegmente legen bereits heute besonders großen Wert auf ökologische, nachhaltige und ressourcenschonende Geschäftspartner?
  • Schritt 4: Umsetzung eines Proof of Concept, um die technische Machbarkeit und den geplanten Soll-Zustand zu validieren
    • Leitfragen
      • Wo sehen wir aktuell das größte Risiko (z. B. technische Machbarkeit oder Akzeptanz in der Serviceorganisation)?
      • Welche Fähigkeiten haben wir selbst bzw. wo benötigen wir Unterstützung von einem Partner?
      • Welche Kennzahlen sind uns wichtig, um den Erfolg zu messen?

 

IoT Technologien für nachhaltigen Erfolg: Effiziente Datenanalyse und CO₂-Reduktion

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Einsatz von IoT Technologien Unternehmen dabei hilft, ihre Daten systematisch zu erfassen und zu berichten, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Besonders in der produzierenden Industrie besteht ein großes Potenzial zur CO₂-Einsparung durch IoT-Technologien. Das Beispiel der Medy AG zeigt, wie IoT-Technologie eingesetzt werden kann, um die Servicequalität zu verbessern und den CO₂-Fußabdruck zu reduzieren. Durch den Fernzugriff auf Maschinen können Probleme schnell und effektiv behoben werden, ohne dass ein Servicetechniker vor Ort sein muss. Somit wird der Energie- und Technikeinsatz minimiert und der CO₂-Fußabdruck reduziert.

Insbesondere in der Umsetzung eines Proof of Concepts kann Ihnen doubleSlash als Sparring Partner beim Projektsetup, der fachlichen Konzeption und der technischen Implementierung Unterstützung bieten.

 

Mehr zu unseren Themen im Connected Things Umfeld finden Sie hier.

Connected Things

 

Autoren: Simon Noggler und Joan Steidle

 


[1] The Global Risks Report 2023 (Seite 6), World Economic Forum https://www3.weforum.org/docs/WEF_Global_Risks_Report_2023.pdf ^

[2] Verteilung der CO2 Emissionen weltweit nach Sektor bis 2021, Statista 2023 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/167957/umfrage/verteilung-der-co-emissionen-weltweit-nach-bereich/ ^

[3] Deutsches Rechnungslegungs Standards Committee e.V., https://www.drsc.de/news/csrd-tritt-am-5-januar-2023-in-kraft/ ^

[4] Leitfaden zum Deutschen Nachhaltigkeitskodex Leitfaden-zum-Deutschen-Nachhaltigkeitskodex.aspx deutscher-nachhaltigkeitskodex.de ^

[5] Bitkom Research 2022 https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Digitalisierung-und-Klimaschutz-in-Wirtschaft-2022#_ ^

[6] Gesellschaftliche Kosten von Umweltbelastungen, Umweltbundesamt, 2021 https://www.umweltbundesamt.de/daten/umwelt-wirtschaft/gesellschaftliche-kosten-von-umweltbelastungen#klimakosten-von-treibhausgas-emissionen ^

 

 

 

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