Mit Nutzungsanalysen aus Daten lernen

29.06.2023

In der Medizintechnik ist ein reibungsloser Einsatz von Medizintechnikgeräten im Klinik- und Praxisalltag entscheidend. Oft erhalten Hersteller wenig Feedback zu Einsatz, Nutzungsverhalten und möglichen Problemen ihrer Geräte. Durch die Analyse von Nutzungsdaten

können Probleme in der Anwendung eines Gerätes erkannt, daraus gelernt und diese behoben werden.

 

 

Eine Methode zur Ermittlung des Nutzungsverhaltens ist die Nutzungsanalyse. Hierbei werden Daten über die Nutzung gesammelt und ausgewertet, um Muster und Trends zu erkennen. Die Ergebnisse können zeigen, wo Anwenderinnen und Anwender Schwierigkeiten haben und wo Verbesserungspotenzial besteht. So können Gerätefunktionen und Lernmaterial angepasst werden, um die Nutzung zu erleichtern und ein positives Nutzererlebnis zu schaffen (User Experience). Auf diese Weise können Nutzungsanalysen dazu beitragen, dass Hersteller schneller lernen und ihre Geräte auf Basis der Nutzung optimieren.

 

So funktioniert die Nutzungsanalyse Schritt für Schritt

Folgende Reihenfolge gibt eine Orientierung, wie eine Nutzungsanalyse bei einem Gerät (z. B. Endoskop) durchgeführt wird:

  1. Zieldefinition der Nutzungsanalyse: Welche Fragen soll die Analyse beantworten? Beispielsweise die Ermittlung von Verbesserungspotenzialen bei der Bedienung eines Endoskops.
  2. Sammlung von Nutzungsdaten durch automatisierte Protokollierung von Gerätedaten (z. B. Flow-Charts), Beobachtung oder Befragung der Anwenderinnen und Anwender.
  3. Auswertung der gesammelten Daten anhand von Statistiken und Nutzungsdiagrammen, um Muster und Trends zu erkennen – beispielsweise die Häufung von Bedienabbrüchen.
  4. Formulierung einer Handlungsempfehlung, die konkrete Verbesserungen vorschlägt.
  5. Entscheidung für umzusetzende Verbesserungen.
  6. Implementierung der Verbesserungen.
  7. Überwachung der Optimierung und Behebung auftretender Probleme.
  8. Dokumentation der Ergebnisse, um kontinuierlich Verbesserungen zu ermöglichen.

 

Erfolgsfaktoren für eine reibungslose Umsetzung einer Nutzungsanalyse

Vor dem Hintergrund hoher Qualitätsanforderungen an Medizintechnikgeräte (Sicherheit und Performanz) kommt es vor allem auf folgende Punkte an:

  • Gesetzeskonformität bei Datenschutz, MDR und Sicherheit
  • Nicht belastbare Erkenntnisse auf Basis realer Daten: Die Ergebnisse der Analyse müssen durch Experten beim Gerätehersteller validiert werden, um sicherzustellen, dass erkannte Nutzungsmuster nicht zu falschen Rückschlüssen führen bzw. die richtigen Erkenntnisse abgeleitet werden
  • Datenschutzbedenken und Nutzerakzeptanz: Es ist wichtig, dass für Anwender:innen volle Transparenz bezüglich der gesammelten Daten und deren Verwendung geschaffen wird. Und dass sie den Zweck der Nutzungsanalyse, die Optimierung des Nutzererlebnisses bei der Gerätenutzung, verstehen.
  • Technische Probleme: Es könnten technische Herausforderungen bei der Einführung von Nutzungsanalysen beachtet werden. So muss zum Beispiel ausreichende Leistungsfähigkeit des Gerätes für die Aufzeichnung des Verhaltens vorhanden sein. Zudem müssen Daten gesichert übertragen werden. Es darf zu keinem Datenverlust kommen. Die Daten selbst müssen genau und konsistent erfasst werden.
  • Fehlende Datengenauigkeit: Die gesammelten Daten könnten möglicherweise nicht repräsentativ für die tatsächliche Nutzung des Geräts sein oder von Bias (Verzerrung von Daten) beeinflusst werden, wodurch ihre Genauigkeit beeinträchtigt wird.
  • Ressourcenengpässe: Die Einführung von Nutzungsanalysen erfordert zusätzliche Ressourcen. Zeit und/oder eine erweiterte technische Infrastruktur muss akkurat für die Umsetzung geplant werden.

 

Durch die Nutzungsanalyse zur optimalen User-Experience – alle Vorteile auf einen Blick

Nutzungsanalysen bei medizintechnischen Geräten bieten viele Vorteile und Verbesserungen für Hersteller wie auch für Anwenderinnen und Anwender und machen es durch eine optimale User Experience zu einem gefragten Gerät. Die Nutzungsanalyse bietet die Chance, Verbesserungen zu erkennen und umzusetzen:

  • Langlebigkeit des Produkts: Durch die Analyse der Nutzung und den daraus abgeleiteten Erweiterungen und Verbesserungen wird das Produkt länger nutzbar und entwickelt sich weiter. Die Produktverbesserungen können mittels Subscription den Kundinnen und Kunden attraktiv angeboten und berechnet werden.
  • Optimierung der Nutzererfahrung: Die Analyse der Gerätenutzung kann Aufschluss darüber geben, wo Anwender:innen Schwierigkeiten bei der Verwendung des Geräts haben (wie z. B. Performanceprobleme oder Bedienabbrüche), um diese dann zu optimieren. Somit kann die Nutzererfahrung kontinuierlich verbessert werden.
  • Erkennung von Nutzungsmustern: Die Analyse der Gerätenutzung gibt Aufschluss darüber, wie das Gerät verwendet wird und welche Funktionen besonders häufig oder selten genutzt werden. Diese Informationen können dazu beitragen, das Gerät und seine Funktionen besser auf die Bedürfnisse der Anwender:innen ausrichten und ggf. auch die Komplexität des Geräts zu reduzieren.
  • Kosteneinsparungen: Durch die Analyse der Gerätenutzung können ineffektive Nutzungsmuster erkannt und somit verbessert werden, um Kosten zu sparen.
  • Verbesserung der Sicherheit: Die Analyse der Gerätenutzung kann dazu beitragen, Sicherheitsbedrohungen frühzeitig zu erkennen und diese zu beheben.

 

Zukunftsperspektiven: Wie wird das Thema in der Zukunft aussehen?

In der heutigen vernetzten Welt ist es offensichtlich, dass Nutzungsanalysen nicht mehr ausschließlich im Massenmarkt Anwendung finden (z. B. Smartphone, Konsumelektronik), sondern auch immer mehr in Industrie- und anderen Bereichen – z. B. der Medizintechnik –eingesetzt werden. Durch eine fortschrittliche Nutzungsanalyse wird das Kundenverhalten in diesem Bereich besser nachvollziehbar und transparenter, was wiederum zur Optimierung der Gerätefunktionen führt. Die Methoden und Funktionen der Nutzungsanalysen werden ebenfalls kontinuierlich verbessert und modularisiert, um eine breite Anwendung auf unterschiedlichste Geräte und Aufgaben zu ermöglichen. Kurz gesagt: Die zunehmende Datenverfügbarkeit führt zu einem immer präziseren Verständnis der Nutzerbedürfnisse und einer verbesserten Nutzungserfahrung in der Medizintechnik.

 

Autoren: Stefan Dürnay und Anita Fritsch

 

Mehr zu Data Driven Services erfahren

 

Zurück zur Übersicht

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*Pflichtfelder

*