Smart Contracts – Was steckt hinter den smarten Verträgen

12.09.2017

Unter einem üblichen Vertrag versteht man schriftlich festgehaltene Vereinbarungen / Leistungen zwischen zwei Parteien. Die Leistungen oder Dienste aus dem Vertrag werden unter bestimmten Bedingungen fällig. Doch wie werden aus den üblichen Verträgen Smart Contracts?

Was sind Smart Contracts?

Ganz einfach gesagt sind Smart Contracts Programme, die auf der Blockchain laufen.
Der hinterlegte Programmcode prüft und verarbeitet die Anfragen automatisch und löst die Leistungen / Dienste aus, ohne dass dafür ein Intermediär, also Vermittler zwischen Gläubiger und Schuldner, beteiligt wird.

Smart Contracts

Smart Contracts lösen Aktionen wie Auszahlungen oder digitale Leistungen selbständig und automatisch anhand von hinterlegten Regeln aus. Dazu braucht es keinen Intermediär der die Anfrage überprüft und die Aktionen anstößt. Die abgeschlossenen Smart Contracts beinhalten eine Logik (Programmcode). Dieser wird beim entsprechend eintretenden Fall ausgeführt. Der Smart Contract bearbeitet Anfragen strikt nach den definierten und gleichen Regeln. Daher ergibt sich bei gleichen Anfragen immer das gleiche Ergebnis. Smart Contracts arbeiten nur mit Kryptowährungen wie beispielsweise Bitcoins oder Ether und nicht mit realen Währungen.

Um die Funktionsweise etwas anschaulicher zu gestalten, hier ein Beispiel zum Thema Parken. Smart Contracts können beim Parken den Part der Berechnung sowie der Bezahlung der Parkgebühr übernehmen.
In diesem Szenario schließt der Fahrer des Fahrzeugs mit dem Parkplatzbetreiber einen Smart Contract ab, der ihm die Nutzung des Parkplatzes zu einer festgelegten Gebühr erlaubt.

Der Fahrer fährt mit seinem Fahrzeug auf einen Parkplatz, der mit einem Smart Contract Vertrag benutzt werden kann. Dann schließt er den Smart Contract mit definierten Regeln ab.
Dies könnten z.B. folgende Regeln sein:

  1. Eine Stunde parken kostet 5 €.
  2. Es muss für mindestens 15 Minuten geparkt / bezahlt werden, maximal 20 Stunden.
  3. Es können maximal 100 € überwiesen werden, minimal 2 €.
  4. Wenn der Fahrer das Parken beendet, wird ihm der Restbetrag minutengenau wieder zurücküberwiesen.

 
Basierend auf diesem Regelwerk kann der Benutzer den Service in der für in passendsten Art nutzen.

Die Vorteile von Smart Contracts

 
Ein wesentlicher Vorteil von Smart Contracts besteht darin, dass sie immer erreichbar sind. Smart Contracts können rund um die Uhr (24/7) Anfragen verarbeiten. Dadurch, dass Tätigkeiten eines Mitarbeiters, wie Anfragen bearbeiten oder Auszahlungen vornehmen, von einem Smart Contract übernommen werden, können hierbei Personalkosten eingespart und die Geschwindigkeit der Bearbeitung erhöht werden.
Des Weiteren geben Smart Contracts mehrere Garantien. Es gibt zum einen die Garantie auf Gleichbehandlung, denn jede Anfrage wird nach den gleichen Regeln im Vertrag behandelt.

Zum anderen braucht es um Smart Contracts zu verwenden meist keine Zusatzgeräte oder leistungsstarken Endgeräte. In Normalfall kann man die Smart Contracts über den Browser oder eine App abschließen und nutzen. Die Rechenleistung wird dann von der Blockchain oder dem Service Provider bereitgestellt.

Der nächste Punkt kann als Vorteil aber auch als Nachteil gesehen werden. Eine eigentlich faire Eigenschaft von Smart Contracts ist, dass alle Anfragen immer nach den gleichen Regeln ausgelegt werden. Daraus resultiert, dass Smart Contracts keinen Spielraum haben und somit ergeben gleiche oder ähnliche Anfragen immer das gleiche Ergebnis. Menschen hingegen können Regeln oder Verträge je nach Fall auf eine andere Weise ausgelegen. Diese Interpretation des Vertrags mit menschlichen Urteilsvermögen ist bei manchen Situationen notwendig, berechtigt und auch vorteilhaft. Bei solchen Szenarien sind Smart Contracts ungeeignet.

Mit Hilfe von Smart Contracts können künftig neue Geschäftsmodelle ermöglicht bzw. unterstützt werden. Eines davon ist beispielsweise das autonome Fahren, da hierfür auch autonome Transaktionen für Laden, Parken, Maut oder ähnliches benötigt werden. Durch Smart Contracts kann der Nutzer sein Fahrzeug dazu berechtigen, bestimmte Services selbständig zu nutzen und zu bezahlen.

Wie und wo können Smart Contracts eingesetzt werden?

Übliche Verträge wie beispielsweise Kaufverträge oder Arbeitsverträge werden durch Smart Contracts weniger ersetzt, sondern eher um weitere Funktionen erweitert, denn für den Einsatz von Smart Contracts gibt es bestimmte Vorrausetzungen. Es müssen dem Smart Contract z.B. alle relevanten Daten digital zu Verfügung stehen. Beim Parken sind die relevanten Daten beispielsweise eine ID zum identifizieren des Nutzers, der genutzte Tarif und die Parkdauer. Anhand von diesen Daten kann ein Smart Contract die Nutzung des Parkplatzes berechnen und sofort die Zahlung durchführen.

Eine Einsatzmöglichkeit für die Umsetzung von Smart Contracts zeigt die Kooperation zwischen Slock.it, einem Unternehmen welches im Bereich Blockchain und IoT aktiv ist, und dem Energieversorger RWE. Sie planen, den Bezahlvorgang für den geladenen Strom mit Smart Contracts zu vereinfachen. Der Smart Contract übernimmt hierbei die Aufgaben der Freischaltung der Leistung (Ladestation ist freigeschalten zum laden des Autos) sowie die Abrechnung (Kosten berechnen und Durchführung der Zahlung). Abgerechnet wird mit der Kryptowährung Ethereum. Der Fahrer schließt nur den Smart Contract ab und kann danach den Service bargeldlos schnell nutzen und bezahlen.

Welche Probleme können mit Smart Contracts auftreten?

Neben den positiven Aspekten der Smart Contracts gibt es auch hier Eigenschaften, die negativ gesehen werden können oder noch mit einem Fragezeichen belegt sind. Dazu gehören beispielsweise die rechtlichen Aspekte von Smart Contracts. Ein wesentlicher Nachteil ist der „Online-Zwang“.

Manche negativen Punkte hängen eng mit der grundlegenden Technologie der Blockchain zusammen, auf welche die Smart Contracts aufbauen. Es werden z.B. alle Daten öffentlich (public) in der Blockchain gespeichert. Über den Public Key eines Users können die getätigten Transaktionen von Dritten über die Blockchain nachverfolgt werden. Weitere Informationen über den User sind über den Public Key jedoch nicht herauszufinden.
Eine Gefahr, die bei allen Technologien auftreten kann, sind Manipulationen oder Hacks. Bei Smart Contracts betrifft dies die Technologie dahinter – die Blockchain. Es hat sich jedoch gezeigt, dass die Blockchain sehr schwer zu hacken ist (siehe Artikel: Einmal Blogchain zum Mitreden). Bei Smart Contracts besteht eher die Gefahr, dass eine Lücke im Programmcode entdeckt und ausgenutzt wird. Ein Beispiel für einen Fehler der in einem Smart Contract verursacht werden kann, zeigt der DAO-Hack. Hier hat ein Hacker einen Fehler im Smart Contract Code ausgenutzt und konnte somit ca. 50 Millionen Dollar erbeuten. An dem Hack zeigt sich, wie wichtig die Logik eines Smart Contract ist. Ein weiteres Risiko steckt ebenfalls im Programmcode: Wenn z.B. ein Preis fälschlicherweise im Programmcode höher als angegeben hinterlegt würde (z.B. 10 Euro statt 10 Cent), wird mit dem falschen Preis im Programmcode gerechnet und auch die Zahlungen durchgeführt. Bei Smart Contracts gibt keine menschliche Plausibilitätsprüfung um solche Fehler zu erkennen, alle Anfragen werden strikt nach der Logik des Smart Contract abgearbeitet.

Smart Contracts – Wohin geht die Reise?

Haben die Smart Contracts das Potenzial, sich in Zukunft durchzusetzen? Oder überwiegen die Probleme und Unsicherheiten zu den rechtlichen Aspekten? In welche Richtung es für die Smart Contracts geht, wird auch stark abhängig von der Entwicklung der Blockchain sein, da die Smart Contracts auf dieser Technologie aufbauen.

Smart Contracts könnten die Basis für neue Geschäftsmodelle sein oder sich auf bestehende auswirken und diese erweitern. Das größte Potenzial liegt hier höchstwahrscheinlich bei Versicherungen und Banken. Hier könnten einige zentrale Aufgaben wie Vertragsabschlüsse, Anfragenbearbeitung, Überweisungen oder Zahlungsüberprüfung von Smart Contracts oder der Blockchain übernommen werden. Es gibt bereits erste Pilotprojekte, die mit Blockchain Datenbanken und Smart Contracts arbeiten. Somit ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir künftig täglich mit Smart Contracts in Kontakt kommen, relativ hoch, wie im Beispiel oben beim Parkvorgang.

Für den Erfolg von Smart Contracts müssen jedoch die rechtlichen Rahmenbedingungen geklärt sein, damit die Nutzer sowie die Anbieter Sicherheiten haben. Die offenen Fragen, wie beispielsweise: „Ist es strafbar, den Programmierfehler auszunutzen oder steht dem Hacker das Geld zu, wie bei einer Gesetzeslücke?“, gilt es zu klären, bevor die Smart Contracts salonfähig werden können.

Fakt ist: Es steckt viel Potenzial in den Themen Blockchain und Smart Contracts. Daher ist es auch sinnvoll, das Verständnis für diese Technologien zu intensivieren und in sie zu investieren.


Mehr zum Thema Blockchain und Smart Contracts in unserem Computerwoche Artikel
Passt Blockchain zu meinem Business? Hier mehr erfahren
Zurück zur Übersicht

Ein Kommentar zur “Smart Contracts – Was steckt hinter den smarten Verträgen

  1. Sehr interessanter Artikel über Smart Contracts. Hatte ich vorher gar nicht so auf Schirm, vielen Dank! Für die Vertragsverhandlungen braucht man dann nur noch die passenden Rhetorik Tipps!

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*Pflichtfelder

*