Usenet – Ich lese es der Artikel wegen

18.11.2007

Als eine der ältesten und ersten Anwendung im globalen Internet fristet das Usenet (umgangssprachlich auch News oder eingedeutscht Nutznetz) bei vielen Internetnutzern ein Schattendasein.
Aufmerksam auf das Usenet wird man gelegentlich beim Stöbern in den zahlreichen Googleservices und Finden von Google Groups, dessen „Service“ in der Usenet Gemeinde aber eher verpönt ist.
Medienwirksamer sind die aktuellen Klagezüge der GEMA und Musikindustrie wegen angeblicher Urheberrechtsverletzungen im Usenet. Doch auch hier lohnt es sich wie überall, mal die Meinung der anderen Seite genauer anzuschauen.

Die Mutter aller Newsforen

Das Usenet ist ursprünglich rein textbasiert und dient dem geordneten Diskutieren einzelner Themen. Dazu bedient man sich sogenannter Hierarchien in den diese Diskussionen eingeordnet und dann dort in einem jeweiligen Thread von allen Interessierten verfolgt und aktiv mitgestaltet werden können.
Die bekannteste Hierarchien für den deutschsprachigen Raum ist de.*, dort tummeln sich aktuell 494 verschiedene Gruppen von de.admin.news.regeln über de.sci.informatik.ki oder de.soc.wirtschaft bis hin zur Unterhierarchie de.alt.* mit Vertretern wie de.alt.fan.aldi oder de.alt.ufo.
Zum Zugriff bedient man sich i.d.R. eines Newsreaders der in vielen Mailclients enthalten ist und bezieht Gruppenlisten und Artikel von einem Newssever. Dort liegen nicht selten Gruppen in 5 oder 6stelliger Anzahl auf, davon mehr als 200 deutschsprachige Hierarchien mit tausenden von Gruppen. Diese offenbare Unübersichtlichkeit dürfte Anfänger abschrecken und sehr wahrscheinlich ein wichtiger Grund für die abnehmende Attraktivität des Usenets sein.

Schriftzug doubleSlash als Text

Als reines Textmedium mit Beschränkung auf 7 Bit und – je nach Newsserver – beschränkten Artikelgrößen sind Binärdaten im Usenet ohne weiteres nicht zu verarbeiten. Hier haben jedoch Umwege über Encoding Dateisplitting eine Vielzahl an sogenannten Binary-Gruppen entstehen lassen, nicht ausschließlich aber auch nicht selten mit urheberrechtlich geschützten Inhalten. Das einige Provider bewusst mit einer angeblich freien Verfügbarkeit bis hin zum legalen Download von solchen Dateien um kostenpflichtige Accounts werben, ist der Hauptgrund für die bereits oben erwähnten Klagen. Nutzer durften sich bisher relativ sicher und anonym fühlen, aber wer weiß ob zukünftig nicht Anbieter auf Offenlegung Ihrer Kundendaten oder Verbindungsprotokolle verklagt werden.

Ein neuer Newsserver

Herkömmliche Newsserver führen in der Regel keine solchen Binary Gruppen und sind auf eine gepflegte Gruppenliste und Spam-gefilterte Inhalte bedacht. So stellt auch doubleSlash mit news.doubleSlash.org einen Newsserver für das Open News Network bereit und unterstützt damit den freien Informationsaustausch. Nicht verschwiegen sein sollen auch sentimentale Gründe die an eine Zeit vor 15 Jahren erinnern, als die Netiquette noch ernst genommen wurde und es noch keine Diskussionsforen mit hüpfenden und sich übergebenden Smileys gab.

Links:

> Was ist Usenet
> NEWS-Reader mit Thunderbird einrichten

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2 Kommentare zu “Usenet – Ich lese es der Artikel wegen

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