Vom Spaghetti zum Prozess

08.02.2007

Seit dem irgendwann vor langer Zeit eine Programmiersprache erfunden wurde, macht die IT-Branche sich Gedanken darüber, wie sie damit besser, schneller und effizienter Softwareprogramme entwickeln kann. Deshalb wurden Programmiersprachen schon immer weiter entwickelt, ergänzt und – wenn genügend Kritiker ausreichend Schlechtes anmahnten – auch eine komplett Neue erfunden.

Zurecht“ wird der Informatiker im Hinblick auf die Spaghetticode-Programmierung zu Zeiten von Assembler und Basic sagen. Die erste Generation der Programmiersprachen zeichnete sich durch hintereinander aufgeschriebenen Code aus, der schon nach einiger Zeit nicht mehr lesbar war. Die später eingeführten „GOTO„-Sprünge an beliebige Codesegmente verschlechterte noch zusätzlich das Verständnis des Codes.

Strukturierung

Mit der strukturierten Programmierung versuchte man diese Probleme zu lösen. Und tatsächlich war es möglich, Daten und Funktionen in Blöcke zu bündeln und somit eine wesentlich verbesserte Übersicht zu erhalten. Die Hochsprache C gilt neben Pascal bis heute als der prominenteste Vertreter der strukturierten Programmierung.

Objektorientierung

Die strukturierte Programmierung würde nicht die richtige Welt abbilden„, so nach und nach die Kritik an diesem Verständnis. Da die Welt aus Objekten und deren Eigenschaften besteht, wäre eine objektorientierte Entwicklung wesentlich näher an der Realität und darum viel verständlicher. Fast schon philosophische Diskussionen über „was ist eigentlich ein Objekt?“ und „was ist eigentlich eine Methode?“ waren die Folge.
Bisher konnte der Softwareentwickler nur Funktionen und Prozeduren aufrufen. Und jetzt plötzlich sollte er Objekte abbilden, Modelle designen und generell objektorientiert denken. In den Stellenausschreibungen war immer häufiger von OOA und OOD zu lesen. Gemeint war die objektorientierte Analyse und objektorientiertes Design. Es wurde also Software nicht mehr „programmiert“ sondern „designt„. Die ersten Vertreter von OO-Sprachen waren Smalltalk und C++ und bis heute wurden 53 objektorientierte Sprachen entwickelt. Heute hat sich Java als „die OO-Sprache“ durchgesetzt.

Diese und andere Sprachen erschwerten die systemübergreifende Wiederverwendung von einmal entwickelten Objekten enorm, also wurde Brückentechnologien entwickelt, welche den Austausch der Objekte ermöglichen sollte. Microsoft entwickelte COM, später folgte das offene CORBA und noch später legte wieder Microsoft mit .NET nach. Wirklich plattformunabhängig hat nur CORBA den Durchbruch geschafft.

Serviceorientierung

Trotz vieler Vorteile der objektorientierten Programmierung und dem Objektaustausch mit CORBA, spricht man heute nur noch von Web-Services und serviceorientierte Architekturen (SOA). Das was vorher Objekte waren sind jetzt Services, das was früher COM oder CORBA war, ist heute SOAP. „Mit einer Serviceorientierung würde man weniger die technische Implementierung als vielmehr die geschäftlichen Belange ins Auge fassen„, so die Branche.
Die Philosophiediskussion („was ist ein Service?„) ist geblieben. Was aber an SOA neu ist, ist das „Denkmuster“ wie Software erstellt werden muss, um den gestiegenen Anforderungen des Business zu entsprechen.

Von der strukturierten Progammierung zu der Prozessmodellierung Doch genau darin scheint sich immer noch ein Widerspruch zu verbergen. Die heutige IT kann das Business nie vollständig unterstützen. Die IT denkt immer noch in Software, Objekten und Web-Services und das Business ist durch fachliche Prozesse, Abläufe und Workflows geprägt.

Prozessorientierung

Wenn künftig die IT die Belange der Fachabteilungen lückenlos unterstützen möchte, so wird die reine Servieorientierung nicht ausreichen. Die letzten Schritte in Richtung Business werden durch standardisierte Prozesse und einer konsequenten Prozessorientierung erreicht. In einigen Konzernen wird dem heute schon Rechnung getragen, indem sie z.B. den CIO (Chief Information Officer) umtaufen zum CIPO (Chief Information Process Officer). Prozessmodellierung, Business Process Management, Orchestrierung von Services und diverse weitere Bemühungen zeigen den Weg in Richtung Prozess und der endgültigen harmonischen Verschmelzung von Business und IT.

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