what3words – Revolutionäres Kartenmaterial?

27.03.2018

Ein neues Konzept der Kartografie, genannt what3words, wurde jüngst von einem britischen Startup entworfen. Die neue Methode verspricht eine bessere Interaktion von Menschen mit technischen Geräten, was gleichzeitig für weniger Fehler und präzisere Angaben sorgen soll. Die Frage ist jedoch: Lohnt sich der Aufwand der Umstellung oder ist das verschwendete Zeit?

Bisher werden geographische Positionen über verschiedene Parameter oder Eigenschaften identifiziert. Eine Position kann dabei auf numerischen Werten basieren oder mit Attributen versehen werden. Eine Referenz auf die Geschäftsstelle von doubleSlash könnte daher über verschiedene Wege erreicht werden:

  • Koordinaten

doubleSlash befindet sich bei N 47°39’44.233″ E 9°29’54.257″

  • Adresse

doubleSlash befindet sich in der Otto-Lilienthal-Straße 2, 88046 Friedrichshafen

  • Menschliche Kommunikation mit Attributen

doubleSlash befindet sich in einem Bürogebäude am Flughafen Friedrichshafen in Richtung Altstadt.

Diese bisherigen Eigenschaften sind mittlerweile sehr etablierte Möglichkeiten, um eine Position auf einer Karte zu kommunizieren. Jedoch haben diese auch signifikante Nachteile, besonders aus der Sichtweise der Human Computer Interaction (HCI) [1]. Demnach muss ein System einerseits ermöglichen, dass Menschen die Daten sehr einfach untereinander kommunizieren können. Andererseits müssen die Daten auch schnell an ein technisches System, wie z.B. ein Navigationsgerät kommunizierbar sein.

Die Nachteile der bisherigen Möglichkeiten sehen folgendermaßen aus:

  • Koordinaten

Eine Positionsangabe über das Koordinatensystem ist für Menschen sehr schlecht praktisch nutzbar. Während es zwar sehr genaue Positionierungen ermöglicht, ist es dennoch für Menschen schwer zu merken.

  • Adressen

Adressen ermöglichen eine präzise Identifikation von Gebäuden oder Bauwerken. Soll jedoch eine Position übermittelt werden, welche noch nicht erschlossen ist, kommt das System an seine Grenzen. Ferner ist das System anfällig für Flüchtigkeitsfehler eines Benutzers, denn allein in Deutschland gibt es unter anderem 6.114 Hauptstraßen und 4.914 Schulstraßen [2].

  • Menschliche Kommunikation

Eine Beschreibung mit Eigenschaften ist ausschließlich für Menschen tauglich und technisch nicht abbildbar. Ferner ist diese Methode sehr anfällig für Fehler und Probleme, z.B. wenn der Gesprächspartner den Flughafen in Friedrichshafen nicht kennt.

what3words: Die ganze Welt in einem Gridsystem

Das britische Startup what3words hat sich nun zur Aufgabe gemacht, ein neues System zu entwickeln, welches die Nachteile der bisherigen Methoden aufhebt und sowohl für Menschen als auch für technische Systeme eine präzise Identifikation von Positionen ermöglicht.

Das Ziel dabei ist, die komplette Welt in ein Gridsystem zu überführen, welches eindeutig referenzierbar ist. Als Grid versteht man dabei ein Raster, welches über die gesamte Erdkugel gelegt wird.

what3words – Der Competence Park Friedrichshafen in 3 Wörtern

Das bedeutet: Mehrdeutige Ortsangaben werden nicht mehr möglich sein, da ein neuer Parameter für die Identifikation der Position als eine Art Primärschlüssel generiert wird. Diese Form soll den Menschen den Umgang mit Positionen erleichtern.

Konkret wird also folgendes gemacht:

Die gesamte Welt wird in Quadrate zu 3×3 Metern aufgeteilt. Diese einzelnen Flächen bekommen einen Bezeichner, der sich aus drei absolut willkürlichen Wörtern zusammensetzt. Für die Vergabe dieser Wörter ist der von what3words entwickelte Algorithmus zuständig. Der Wortschatz in jeder Sprache ist groß genug, um für jedes Quadrat der Welt einen eigenen Bezeichner generieren zu können, der nirgends wieder auftritt [3].

Die Identifikation der Geschäftsstelle von doubleSlash würde demnach über den folgenden Wert erfolgen: können.feinheiten.besuchte [4].

Diese Methodik bietet für jede Organisation einige Vorteile, die Positionsdaten zwischen Mensch und Maschine vermitteln muss. Unter anderem könnte das System von Automobilherstellern, Logistikdienstleistern oder in der Luftfahrt verwendet werden.

Erste Firmen nutzen what3words bereits

 

Einige Firmen sind bereits in die Entwicklung des Systems involviert oder verwenden das System schon heute. So will z.B. die mongolische Post what3words nutzen, um namenlose Straßen oder Dörfer zu beliefern [5]. Ferner sollen so karitative Einrichtungen leicht zu merkende Positionen für notleidende Personen errichten, in der Hoffnung dass sich diese Positionen leichter merken lassen. Auch Mercedes-Benz erwägt eine Integration dieses Systems in der neuen A-Klasse [6]. Dabei sollen Fahrer ihr Ziel im Voraus ausmachen und dann mit den drei Wörtern eine Navigation starten.

Es könnte also sein, dass wir uns in Zukunft mit den Worten: „Starte eine Navigation zu spielzeug.kennzeichnen.antreten“ (Damüls) zum Skifahren aufmachen. Oder auch „Hey Siri, buche einen Flug nach organen.geburtstag.vielfach“ für einen Flug nach London.

Als Fazit ist festzuhalten:

what3words bietet eine interessante Alternative zu den bisher angewendeten Methoden der Geodatenübermittlung. Die Technologie steckt zwar noch in den Kinderschuhen, kann aber bereits eine beachtliche Anzahl an Interessenten und Partnern vorweisen. Eine große Hürde stellt derzeit noch die Akzeptanz bei den Benutzern dar. Die Verwendung von what3words ist ohne geeignete App oder Webseite kaum praxistauglich. Sollte es jedoch gelingen, das System für viele Benutzer bereitzustellen, unter anderem durch die Integration in Fahrzeuge, Mobiltelefone und im alltäglichen Gebrauch, steht einem großflächigem Einsatz nicht mehr im Wege.


Quellen

[1] https://www.techfak.uni-bielefeld.de/ags/wbski/lehre/digiSA/SS07/MMI07/MMI07.html

[2] http://www.strassen-in-deutschland.de/die-haeufigsten-strassennamen-in-deutschland.html

[3] https://what3words.com/about/

[4] https://map.what3words.com/k%C3%B6nnen.feinheiten.besuchte

[5] https://what3words.com/de/partner/mongol-post/

[6] http://www.manager-magazin.de/unternehmen/autoindustrie/daimler-investiert-in-karten-start-up-what3words-a-1187124.html

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Ein Kommentar zur “what3words – Revolutionäres Kartenmaterial?

  1. Hallo,

    also in unserem System könnte die Adresse so heißen:

    Friedrichshafen.Compentencepark.6.7

    Oder als anklickbarer Link:
    https://www.wimdest.org/wd/friedrichshafen.compentencepark/N6E7/3?i=FirmaDoubleSlash

    Wenn man am bestehenden Adresssystem Veränderungen vornehmen will, dann sollte es unserer Meinung eine sinnvolle Ergänzung des bestehenden Systems sein und keine neue Entwicklung sein.
    Die Verbesserungen sollten nahtlos integriert sein und möglichst viele Vorteile bzw. Verbesserungen darstellen.
    Zum Beispiel:
    Bezug zum Gebäude/Ort
    Naheliegende Adressen sollten einen Bezug zueinander haben.
    Offline-Fähigkeit und zwar komplett ohne technisches Gerät.
    Dritte Dimension
    Keine Sprachproblematik.
    usw.

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